Fotografietipps von David Yarrow
„Wenn ich nur ein paar Leute dazu kriegen kann, ihr Handy einen Moment lang wegzulegen und eine Spiegelreflexkamera in die Hand zu nehmen, dann ist das eine Leistung.“
Meiner Meinung nach sind die folgenden fünf Begriffe bezeichnend für meine Fotografie. Ich würde jedem Fotografen, der etwas auf sich hält, ganz unabhängig davon, ob es sich um einen Hobbyfotografen oder einen Profi handelt, empfehlen, diese Punkte bei seinem nächsten Projekt zu beachten.
Recherche
Sie können nicht einfach irgendwo mit der Kamera auftauchen und davon ausgehen, dass der Job damit erst anfängt. Ein richtig tolles Foto entsteht bereits in der Recherchephase. Ich fotografiere tatsächlich nur 85 Tage im Jahr und verbringe den Rest der Zeit damit, etwas über die Länder, Menschen und Natur zu lernen, die ich aufnehmen möchte. Recherchieren kostet nichts. Man kann stundenlang auf Google suchen oder Bücher lesen, um neue Dinge zu planen und zu entdecken. Es gibt wirklich nichts Wichtigeres in der Fotografie. Ohne eine gründliche Recherche ist es sehr unwahrscheinlich, dass Sie Ihre kostbare Zeit an der Location nur darauf verwenden, das zu fotografieren, was wirklich wichtig ist.
Ausdauer
Die besten Fotografen sind ausgesprochen ehrgeizig und geben einfach nicht auf. Es ist ganz egal, welches Foto Sie gestern aufgenommen haben. Sie sollten sich darauf konzentrieren, was Sie morgen fotografieren wollen. Als ich zum Beispiel 2010 dieses Foto des großen, weißen Hais in Kapstadt aufgenommen habe, hat es Monate gedauert, bis das Bild im Kasten war. Ich habe während dieser Zeit etwa 1000 Pfund mehr ausgegeben als ich am Ende für das Bild bekommen habe. Ich hätte trotzdem nicht aufgegeben, bis ich genau dieses Bild aufgenommen hätte, ganz egal, wie lange es gedauert und wie sehr mich das Warten zermürbt hätte. Dieses Bild war mein „Jerry-Maguire“-Moment, der Augenblick, als ich begriffen habe, dass ich mich ganz der Kunstfotografie widmen würde. Ich bin so froh, dass ich damals nicht aufgegeben habe, auch, wenn es finanziell eher ein Verlust war.
Relevanz
Wir wollen Dinge fotografieren, die eine Bedeutung haben. Angesichts der abnehmenden Biodiversität der Welt war mein Fokus auf die Natur immer ein Thema, das mich vorangetrieben hat und mit dem ich etwas bewegen kann. Mir ist es dabei auch ein Anliegen, mich unter die Leute zu mischen und mich von ihnen inspirieren zu lassen. Es ist so unglaublich wichtig, neue Dinge auszuprobieren. Wenn Sie nach Glencoe in Schottland gehen und ein Bild von dem Sonnenuntergang über dieser wunderschönen Schlucht machen, dann werden Sie, ganz egal wie unglaublich die Aussicht auch sein mag, ein Problem haben, weil dieses Bild schon so oft aufgenommen wurde. Obwohl es traumhaft schön ist müssen Sie sich entscheiden, ob Sie nicht lieber etwas Neues, Bedeutsames machen wollen.
Reduzieren
Unser Leben ist aufregend, manchmal sogar kompliziert. Da ist es schön, wenn einige Dinge einfach bleiben. Weniger ist manchmal mehr. Deshalb habe ich mich entschieden, Schwarzweiß-Aufnahmen zu machen. Wenn Sie jemanden in Farbe aufnehmen, dann achten Sie auf die Kleidung oder den Hintergrund. Wenn Sie aber Schwarzweiß-Aufnahmen machen, dann kommt die Seele zum Vorschein. Machen Sie sich Gedanken um die Perspektive und den Zweck, den Sie damit verfolgen, dann werden Ihre Fotos nicht nur gut, sondern einfach hervorragend.
Vorbilder
In einer kreativen Branche wie der Fotografie ist es wichtig, ein Vorbild oder Helden zu haben, dem man nacheifern möchte. Ich habe immer Regisseure wie Steven Spielberg, Clint Eastwood und Ridley Scott bewundert. Wenn Sie sich einen Film anschauen, dann verstehen Sie die Sprache und Komposition und begreifen, wie diese Faktoren in einem Bild zusammenspielen. Folgen Sie Ihren Vorbildern und lassen Sie sich in der hohen Schule der Fotografie ausbilden. Warum war dieser oder jener Fotograf so berühmt, was hat er oder sie getan, was so besonders war?
Und dann noch eine letzte Anregung: Denken Sie daran, dass ein Weitwinkelobjektiv oft die beste, beeindruckendste Aufnahme von dem macht, was gerade um Sie herum vorgeht. Auch das ist Reduzieren, die Dinge vereinfachen, im Moment bleiben und sich konzentrieren. Wenn Ihnen das gelingt, dann werden Ihre Aufnahmen zu etwas ganz Besonderem.
Quelle: Nikon
Zum Interview mit David Yarrow: www.regensburger-stadtzeitung.de/magazin/david-yarrow-im-interview-mit-nikon
Zur Person
David Yarrow wurde 1966 in Glasgow in Schottland geboren. Er begann schon früh zu fotografieren und wurde als 20jähriger bereits vom Magazin The Times für das Endspiel der Weltmeisterschaft in Mexiko-Stadt verpflichtet. An diesem Tag nahm David das berühmte Bild von Diego Maradona auf, wie er den World Cup hält. Daraufhin wurde er gebeten, auch über die Olympischen Spiele und verschiedene andere Sportveranstaltungen zu berichten.
Erst viele Jahre später fand er heraus, was er am liebsten fotografiert: Mit seiner Dokumentation der Natur, seinen eindrucksvollen und stimmungsvollen Bildern des Lebens auf der Erde, hat er sich eine wachsende Fangemeinde unter den Kunstsammlern gesichert. 2018 etablierte sich David schließlich endgültig als einer der bekanntesten Kunstfotografen der Welt.
Bildunterschrift
David Yarrow: The Walk of Life (Der Lauf des Lebens). Aufnahme mit Nikon D850 | 1/1600 s | Blende 5 400 mm | ISO 160 | AF-S NIKKOR 400 mm 1:2,8 G ED VR
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- gepostet am: Donnerstag, 03. Januar 2019