Fernweh | Raus aus der Komfortzone! – Interview mit Willi Weitzel
Willi Weitzel – man kennt ihn von „Willi wills wissen“. Heute hält er Vorträge, erlebt Abenteuer und gibt Konzerte, obwohl er kein Instrument spielt – „Welterforscher“ nennt er es. Was es damit auf sich hat, warum man für Abenteuer das Bundesland nicht verlassen muss und warum der Wahlbayer mit dem Regensburger Publikum nur Gutes verbindet – unser Redakteur Lukas Wuttke wollte es wissen.
Lukas: In unserem Heft werden wir Sie wohl als Willi Weitzel von „Willi wills wissen“ vorstellen. Wie stehen Sie zu Ihrem Image als Der von „Willi wills wissen“?
Willi: Total positiv. Weil das von mir keine Jugendsünde ist. Ich hab „Willi wills wissen“ geliebt. Und jedes Mal, wenn mich einer dran erinnert, denk ich: „Wie toll. Ein Geschenk.“ „Willi wills wissen“ ist das große Geschenk, das mir auf meinen beruflichen Weg gelegt worden ist und da denk ich immer mit einem Lächeln dran.
Lukas: Also hatten Sie keinen alternativen Berufswunsch?
„ich nenn mich total gerne ‚Welterforscher‘, weil das deckt einiges ab“
Willi: Sagen wirs mal so: Für mich ist es kein Stigma. „Willi wills wissen“ – auch wenn es für mich ein abgeschlossenes Projekt ist – steht für ganz viele Kinder auch als Hörspiel zur Verfügung. Auch ich hab zu Hause noch meine alten „Drei-Fragezeichen“-Kassetten, die einfach … auch dann zeitlos weiterexistieren, wenn die „Drei-Fragezeichen“-Sprecher nicht grad neue Folgen aufnehmen.
Lukas: Wie lautet eigentlich Ihre Berufsbezeichnung – könnte man Sie als Abenteuerreporter bezeichnen?
Willi: Ja. Beziehungsweise ich nenn mich total gerne „Welterforscher“, weil das deckt einiges ab: Das deckt mich als Reporter ab. Ich gehe gerne als Reporter auf Reisen, um die Welt zu erkunden, um nicht nur als … Tourist irgendwo rumzuhängen, sondern auch in die Lebenswelt anderer Menschen reinzuschnuppern.
Ich liebe es aber auch, ein Abenteurer zu sein, um mich jenseits des Fragenstellens selbst herauszufordern. Und so bin ich dann auch ein Welterforscher, weil ich mich selbst in der Welt erforsche und wie ich auf gewisse Dinge reagiere. Eine dritte Facette ist für mich auch, ein Künstler zu sein.
Lukas: Inwiefern Künstler?
Willi: Ein weiteres Projekt ist von mir, dass ich Konzerte gebe und zwei CDs habe. Die eine ist „Peter und der Wolf“, das ist ein Musikmärchen, das mit Orchester läuft. Das heißt, ich steh dann auch mit dem Orchester auf der Bühne. Oder es gibt noch das Stück „Karneval der Tiere“; das sind beides Stücke, die ich neu geschrieben habe. Und in dem Sinne bin ich dann einfach mit Orchestern unterwegs und ich fühl mich dann wie ein Künstler, der zwar kein Instrument spielt, der aber das in Worte fassen kann.
Lukas: Also Sie spielen kein Instrument – in was für einer Rolle treten Sie dann auf?
Willi: Ich bin der Erzähler. Beziehungsweise ich schlüpfe dann auch in ganz viele Charaktere, die in den Geschichten vorkommen. (Macht eine sehr hohe Stimme.) Ich bin eine kleine Ameise. (Tief.) Ich bin ein dicker Elefant. (Alt.) Ich bin der Großvater (bedrohlich) und bin der Wolfff. (Kind.) Bin der Peter (hoch) und ein Vogel. (Schief.) Bin eine Katzeeemiau … Und insofern ist mein Instrument meine Stimme.
„‚Willis wilde Wege‘ sind so als Vortrag gestaltet, dass die ganze Familie glücklich ist. Das ist so wie bei Haribo.“
Lukas: Am sechsten April kommen Sie zwar ohne Instrument, aber mit Ihrem „Abenteuer-Multivisions-Vortrag“ nach Regensburg. Was wäre da das ideale Publikum für Sie?
Willi: Ähm … alles. (Lacht.) Ich glaube, Familien … Familien! Einjährige tun sich schwer, aber so ab fünf Jahren kann man gut dabei sein und das gut miterleben und ich weiß auch, dass sich Fünfzigjährige dort sehr wohl fühlen und auch noch Ältere. „Willis wilde Wege“ sind so als Vortrag gestaltet, dass die ganze Familie glücklich ist. Das ist so wie bei Haribo. (Lacht wieder.)
Lukas: Für Ihre Vorträge und Filme haben Sie ja die ganze Welt bereist. An welchem Ort haben Sie denn am meisten gespürt, dass das das Richtige für Sie ist?
Willi: An einigen Orten. Wenn ich jetzt von den Kapiteln ausgehe, von denen ich in meinem Vortrag in Regensburg erzählen möchte: Zum einen meine Erlebnisse in Afrika, weil ich dort einfach gemerkt hab, es macht total Sinn, Reporter zu sein und über Dinge zu berichten, die sonst überhaupt kein Mensch jemals erfahren würde, weil es so abgelegene Gegenden sind, in denen Menschen wie wir leben und leben müssen. Dort sind die Menschen vom Klimawandel betroffen und dort ist der Klimawandel einfach praktisch spürbar und nicht nur so theoretisch; dort geht es wirklich ums ganze Leben. Das ist für mich eine ganz spannende Erfahrung – und auch existenzielle Erfahrung gewesen, die ich gerne weitergebe.
Zum andern hab ich auch existenzielle Erfahrungen gesammelt, als ich den Ammersee durchschwommen hab und mir einfach ein kleines privates Abenteuer – eine Mutprobe – vorgenommen habe, bei der ich gemerkt habe, dass man nicht weit weg in die Welt reisen muss, um sich selbst besser kennenzulernen und ein Abenteuer zu erleben.
Lukas: Wenn Sie also quasi Ihr Hobby zum Beruf gemacht haben, was gibt es dann noch in Ihrer Freizeit zu tun?
Willi: (Lacht.) Eigentlich nichts mehr.
Lukas: (Lacht.) Nichts.
Willi: Ja, eigentlich nichts … Für mich ist ein ganz wichtiger Freizeitteil, mich um meine Kinder zu kümmern. Ich hab drei Töchter und die sind auch noch relativ jung – das ist eigentlich meine ganze Freizeit. Ich freu mich immer aufzubrechen, aber ich habe jetzt auch einige Reisen gesammelt. Mein Alltag ist jetzt schon ziemlich gut durchgetaktet. Meine Freizeit dreht sich eigentlich hundert Prozent um meine Familie.
„Ich hab drei Töchter und die sind auch noch relativ jung – das ist eigentlich meine ganze Freizeit“
Lukas: Wir sind ja eine bayerische Lokalzeitung, deswegen frage ich das jetzt: Was ist für Sie der abenteuerlichste Ort in Bayern? Haben Sie eine Empfehlung? Also, zum Beispiel der Ammersee?
Willi: Der Regen. Da war ich auf dem Regen im Kanu drei Tage unterwegs, da bin ich irgendwo ganz blöd an einer Fischtreppe gescheitert und gesunken. Und irgendwo im Regen – wahrscheinlich ist er mittlerweile schon in der Donau – hab ich einen Schuh von mir verloren, weil alles aus dem Kanu gespült wurde. Also, der abenteuerlichste Ort kann tatsächlich direkt um die Ecke liegen. Ich hab vor einiger Zeit auch mal eine Nacht im Wald hinter unserem Haus verbracht und es haben in der Nacht die Wildschweine angefangen zu grunzen. Sobald man seine Komfortzone, sein sicheres Schlafzimmer, verlässt, wird es abenteuerlich. Das kann jeder, man muss tatsächlich noch nicht mal in Bayern weit reisen.
Lukas: (Will ansetzen.)
Willi: Und da fällt mir noch was ein! Der allerabenteuerlichste Ort war tatsächlich ein Maisfeld, in das ich mich begeben hab, um Wildschweine zu fotografieren. Das ist nochmal gutgegangen, da ist nix passiert. Man findet das Abenteuer sehr schnell.
„Sobald man seine Komfortzone, sein sicheres Schlafzimmer, verlässt, wird es abenteuerlich.“
Lukas: Sie kommen ja ursprünglich gar nicht aus Bayern, sondern aus Hessen. Können Sie (lacht) … können Sie Dialekt?
Willi: Ei, ich könnt jetz e bissje Frankfurderisch spresche, aber … aber ich hab noch kai Aschebescher geklaut. Ich bin auch mit ner Frankfurterin, ner Hessin, verheirat. Wir leben hier ganz glücklich in Bayern und es ist immer so, als ob wir im Urlaub wärn.
Lukas: Also ihr sprecht privat auch Hessisch?
Willi: Ne, wir reden ganz normal Hochdeutsch. Und ich hab ganz am Anfang, als ich als Reporter beim Bayerischen Rundfunk angefangen hab, in Berchtesgaden ein Interview mit einem Mitarbeiter vom Salzbergwerk gemacht und der hat … (lacht) ich hab nichts verstanden. Ich hab ihm das Mikrofon unter den Mund gehalten und er hat geredet. Dann hab ich ne Nachfrage gestellt und er sagt: „Ja, des hoi ich doch grad g‘sagt!“ (Lacht.) Aber ich bin jetzt mittlerweile schon über die Hälfte meines Lebens in Bayern, von daher bin ich hier ganz gut aufgehoben. Auch der Bayerische Rundfunk nimmt mich so, wie ich bin. Ich mach ja jeden Samstagabend noch ne Sendung, „Gut zu wissen“ heißt die, und da darf ich einfach so reden, wie ich rede … Nur China darf ich nicht sagen … und Chemie. (Lacht.)
Lukas: Jetzt, wo Sie quasi angekommen sind – was ist Ihr nächstes Ziel, Ihr nächstes Großprojekt?
Willi: Ich war wieder für die Sternsinger unterwegs wie jedes Jahr und war jetzt im Januar weiter weg … das bleibt immer geheim, ich kann das noch nicht erzählen. Und die nächste Reise steht schon wieder an. Das ist mein nächstes Projekt. Und ich hab grade vor zwei Tagen mit dem Eckart von Hirschhausen eine CD aufgenommen. Das wird ne Witze-CD. Soll ich noch einen Witz erzählen? Ich hab grade so viele auf Lager.
Lukas: Gern! (Lacht.)
Willi: Die letzten Worte des Sportlehrers: Die Speere bitte zu mir.
Lukas: (Lacht.) Sehr gut, den werde ich noch abdrucken … Haben Sie selbst noch letzte Worte?
„Ich glaub, 17 Uhr ging das los und hat sich sonntagabends bis 21 Uhr gezogen und keiner wollte gehen […] und das, obwohl am nächsten Tag Schule war.“
Willi: Ich freu mich eigentlich, nach Regensburg zu kommen – ich war schon oft in Regensburg, auch einmal mit „Willis wilden Wegen“, und hab das sehr gut abgespeichert. Ich glaub, 17 Uhr ging das los und hat sich sonntagabends bis 21 Uhr gezogen und keiner wollte gehen. Das hat sich so … einfach erstaunlich und wertschätzend angefühlt … und das, obwohl am nächsten Tag Schule war. Ich hoffe drauf, dass wir wieder so einen schönen Abend – oder schönen Nachmittag haben. Ich mach alles, was ich tue, mit Liebe und Leidenschaft und ich werde voll Liebe und Leidenschaft da auf der Bühne stehen.
Lukas: Gut, dann vielen Dank für die guten Antworten.
Willi: Danke für die guten Fragen.
Am 6. April 2019 um 16 Uhr war dieser sympathische Herr mit seinem Vortrag „Willis wilde Wege“ im Marinaforum in Regensburg zu sehen.
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- gepostet am: Dienstag, 26. März 2019