Nachgefragt | Martyrium für den Denkmalschutz? Prof. Egon Greipl vom Bayerischen Staat in den Ruin getrieben

Nachgefragt | Martyrium für den Denkmalschutz? Prof. Egon Greipl vom Bayerischen Staat in den Ruin getrieben

Treibt der Freistaat den besten Konservator, den er je hatte, in den Ruin?


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Seit Jahren treibt der Freistaat den Ex-Generalkonservator Prof. Egon Greipl mit der Forderung brutaler Geldsummen in den wirtschaftlichen und gesundheitlichen Ruin. Für Professor Greipl, der dem Bayerischen Staat stets loyal diente und sich als Oberst der Reserve sogar in das damalige Kriegsgebiet Kosovo schicken ließ, um seinem Land zu dienen, brach eine Welt zusammen. Freunde und Kollegen sammeln jetzt Spenden, um dem Pensionär zu helfen.

Gestrauchelt über die Fallstricke der Sozialgesetzgebung

Prof. Dr. Egon Johannes Greipl war von 1993 bis 1999 Regensburger Kulturreferent. Von 1999 bis 2013 hat er sich als Generalkonservator des Freistaats Bayern um die Denkmalpflege verdient gemacht: In seiner Amtszeit hat er die bayerische Denkmalliste aktualisiert und digitalisiert, die Ergebnisse kann man im Denkmal-Atlas einsehen. Um die strikten Vorgaben des Freistaats einhalten zu können, musste mehr Personal eingestellt werden. Statt aber sozialversicherungspflichtige Arbeitsverträge auszustellen, was sein mehrfach zusammengekürzter, knapper Etat einfach nicht zuließ, stützte sich Prof. Greipl auf nicht sozialversicherungspflichtige Werkverträge, die immer wieder verlängert wurden. Diese Kettenverträge wurden 2004 verboten. Trotzdem hielt Prof. Greipl „grob fahrlässig“ (Beschluss VHG München) an diesem Konzept fest, weil die Einarbeitung stetig wechselnder Mitarbeiter das Projekt schlichtweg unmöglich gemacht hätte. Greipl entschied sich für die Sache und heraus kam ein von Fachleuten hochgelobtes Standardwerk von internationalem Rang. Weil ein einzelner Beschäftigter – der zunächst Greipl außerordentlich dankbar war, endlich eine Chance zu bekommen, seinem Beruf nachzugehen – seine Chance witterte, mit einer Klage auf Festanstellung seine finanziellen Schäfchen ins Trockene zu bringen, kam der Stein ins Rollen: Der Freistaat musste die Sozialversicherungsbeiträge letztendlich nachzahlen. Die Hälfte davon hat man nun Prof. Greipl persönlich in Rechnung gestellt. Das sind 450.000 €.

Kein Zeichen der Gnade

Der loyale, kantige und streitbare Führungsbeamte steht nun vor dem finanziellen Ruin. Ende 2021 erlitt Prof. Greipl, schwer mitgenommen von den Anschuldigungen gegen seine Person, einen schweren Schlaganfall. Der Antrag auf Zulassung der Berufung wurde abgelehnt. Einer Petition an den Bayerischen Landtag, auf die Forderung zu verzichten, wurde nicht entsprochen.

Letze Hoffnung: Spendenaktion

Um den vernichtenden Schlag gegen Prof. Greipl abzufedern, wurde ein Spendenkonto eingerichtet. Die Unterzeichner des Spendenaufrufs, Freunde und ehemalige Kollegen, Politiker und Akademiker, wollen mit dem so gesammelten Geld die horrende Summe von fast einer halben Million begleichen. Jeder Euro, der die 450.000 übersteigt, geht an das Landesamt für Denkmalpflege. So soll die Würde eines „hoch engagierten, sicher nicht immer bequemen, aber ausnahmslos der Sache verpflichteten Beamten“ gewahrt werden. (lnw)

 


Spendenkonto

Wer Prof. Greipl unterstützen will, kann dies über das für ihn eingerichtete Spendenkonto tun:

Empfänger: Prof. Greipl
IBAN: DE61 7409 0000 0000 7979 36
Kreditinstitut: VR-Bank Passau eG
Verwendungszweck: Sonderkonto Hilfe Greipl
BIC: GENODEF1PA1


Die „Nachgefragt“-Reihe

  • gepostet am: Dienstag, 24. Januar 2023

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