
Nachgefragt | Angstraum Regensburger Bahnhof?
Der Regensburger Bahnhof – ein Angstraum in Stadtmitte?
Bahnhof-Schwammerl im Brennpunkt
Wie schätzt die Polizei die Lage am Regensburger Hauptbahnhof (etwa vom Peterskirchlein bis zum Carl-Anselm-Denkmal) ein? Die Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberpfalz antwortet uns: „2023 stellte die Polizei fest, dass die Kriminalität im Bahnhofsumfeld zunahm. Vor allem im Umfeld des sogenannten Schwammerl trafen sich größere Personengruppen, von denen Straftaten verübt wurden. Neben Betäubungsmitteldelikten konnte hier eine Zunahme bei den Raub-, Körperverletzungs- und Eigentumsdelikten festgestellt werden. Weiter kam es zu einem gehäuften Beschwerdeaufkommen aus der Bevölkerung, aufgrund von Ordnungsstörungen (Müll, Lautstärke, Urinieren, ect.)."
Bei Tag ein Ort der Erholung, bei Nacht ein Ort der Gewalt?
Bild: LNW
Straftaten: Trend steigend?
Welche Straftaten werden dort genau begangen? Das Polizeipräsidium Oberpfalz liefert Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) von Delikten, die im Bahnhofsviertel begangen wurden:
PKS Bahnhofsviertel
|
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
gesamt | 875 | 837 | 575 | 530 | 748 |
Roheitsdelikte | 134 | 125 | 96 | 72 | 92 |
davon Raub | 7 | 3 | 2 | 3 | 5 |
davon Körperverletzungs-Delikte | 116 | 112 | 80 | 64 | 70 |
Diebstahl | 155 | 148 | 112 | 81 | 114 |
davon Fahrraddiebstahl | 69 | 73 | 57 | 28 | 49 |
Sachbeschädigung | 47 | 36 | 22 | 25 | 68 |
Betäubungsmittel-Delikte | 315 | 366 | 186 | 197 | 248 |
davon Heroin | 53 | 64 | 58 | 108 | 77 |
davon Cannabis | 182 | 234 | 89 | 53 | 136 |
Die Polizei kommentiert: „Der Trend für 2023 ist ansteigend. Die Zahlen lagen 2022 im Vergleich noch niedriger als im Jahr 2019 (vor der Corona-Pandemie). Zahlen aus 2023 liegen erst im nächsten Jahr vor.“ Die Dunkelziffer ist mutmaßlich noch viel höher. Was überrascht: Es tauchen keine Sexualdelikte in der Statistik auf.
In der Fürst Anselm Allee tummeln sich bei Nacht dunkle Gestalten.
Bild: LNW
Drogen in Regensburg?
Am Bahnhof herrschen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz vor. Die Polizeiinspektion Oberpfalz schreibt: „Die Polizei stellt im Bereich des Regensburger Hauptbahnhofs mehr Betäubungsmitteldelikte fest, als im übrigen Stadtbereich. Die Anzahl der festgestellten Betäubungsmitteldelikte steigt ortsunabhängig regelmäßig mit der Anzahl der durchgeführten Kontrollen.“
Statistik: Ausländer dominieren den Angstraum Bahnhof
Wir wollen wissen, welche Nationalitäten die Straftäter am Bahnhof jeweils haben. Das Polizeipräsidium Oberpfalz antwortet: „Im Jahr 2022 wurde im Bahnhofsviertel 406 Tatverdächtige ermittelt. Hiervon hatten 262 die deutsche Staatsbürgerschaft. [...] Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen betrug 2022 somit etwa 35%.“ 2022 lebten in Regensburg 154.856 Menschen, davon 125.964 Deutsche und 28.892 Ausländer (wir haben berichtet). Das sind 81 % Deutsche und 19 % Ausländer. Setzt man die Zahl der Delikte, die von Ausländern begangen wurden, nun zu den Bevölkerungszahlen in Relation, ergibt sich, dass prozentual gesehen etwa 2,5 Mal so viele Straftaten von Ausländern begangen werden wie von Deutschen. Über Deutsche mit Migrationshintergrund gibt es in der Statistik keine gesonderten Informationen.
Welche Nationalitäten?
Das Polizeipräsidium Oberpfalz fährt fort: „Die fünf häufigsten Nationalitäten der nichtdeutschen Tatverdächtigen mit der zugehörigen Anzahl waren:“
Nationalität
|
Tatverdächtige |
Irak | 16 |
Syrien, Arabische Republik | 15 |
Albanien | 14 |
Bulgarien | 12 |
Rumänien | 10 |
Personenkontrolle aufgrund von Hautfarbe: unzulässig
Einerseits begehen im Bahnhofsbereich prozentual gesehen mehr Ausländer Straftaten als Deutsche. Andererseits nähme man Personengruppen für die Taten Einzelner in Sippenhaft, wenn das physische Erscheinungsbild (z.B. Hautfarbe) als Entscheidungsgrundlage für polizeiliche Maßnahmen (z.B. Personenkontrollen) herangezogen werden würde. Wie steht die Polizei zu dieser Praxis, dem sogenannten „Racial Profiling“? Das Polizeipräsidium Oberpfalz antwortet knapp: „Racial Profiling ist unzulässig. Personenkontrollen finden nach objektiven Erkenntnisquellen statt.“
Am Neupfarrplatz nichts Neues?
Gibt es abgesehen vom Bahnhof noch mehr Kriminalitätshotspots in Regensburg? Man schreibt uns: „Neben dem Bereich um den Hauptbahnhof gibt es keine Kriminalitätsschwerpunkte in Regensburg.“ Nach Stadtzeitungs-Informationen kommt es jedoch am Neupfarrplatz immer öfter zu Gewalt. Auch Müll und Schmierereien, vor allem am evangelischen Gotteshaus Neupfarrkirche, werden dort immer mehr zum Problem. Wir bitten um eine zahlenmäßige Erhebung von Straftaten für den Neupfarrplatz. Die Polizei übermittelt uns die Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS):
PKS Neupfarrplatz - Tatörtlichkeiten außerhalb geschlossener Räume | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
Straftaten gesamt | 59 | 73 | 73 | 90 | 92 |
Roheitsdelikte | 15 | 15 | 18 | 33 | 27 |
Diebstahl | 17 | 32 | 16 | 19 | 25 |
Sachbeschädigung | 17 | 7 | 19 | 14 | 26 |
Betäubungsmittel-Delikte | 1 | 7 | 6 | 8 | 3 |
Die Polizei kommentiert: „Mit statistisch weniger als 2 Straftaten pro Woche im öffentlichen Raum, bildet der Neupfarrplatz keinen Kriminalitäts-Schwerpunkt.“ Was die Polizei nicht sagt: Die Dunkelziffer ist höher. Jede der Schmierereien am Neupfarrplatz ist beispielsweise eine Straftat, nämlich mindestens Sachbeschädigung. Wenn die Sachbeschädigung aber nicht mehr angezeigt wird, weil ohnehin schon alles beschmiert ist, gibt es auch keine statistisch erfasste Straftat. Laut Statistik gibt es also kein Problem. Einen Eindruck der außerstatistischen Realität kann man an der Fassade der beschmierten Neupfarrkirche sehen.
Verkehrshotspot Bahnhof und Busbahnhof: Was tut die Polizei, um die Sicherheit wiederherzustellen?
Bild: LNW
Was tut sich bei der Polizei?
Dass sich der Bereich um den Bahnhof als Angstraum etabliert hat, bereitet der Polizei erhebliche Sorgen. Wie geht man dagegen vor? Das Polizeipräsidium Oberpfalz erklärt: „Um einerseits gegen die festgestellte Kriminalität vorzugehen und gleichzeitig die subjektive und objektive Sicherheitslage in diesem Bereich zu verbessern, hat die Polizei seit Anfang August 2023 ihre Präsenz im Bahnhofsumfeld massiv erhöht. Nach ersten Einschätzungen zeigen die Maßnahmen auch bereits Wirkung.“
Pferde gegen Kriminelle?
In einer Pressemitteilung der Polizeiinspektion Regensburg Süd vom 20.09.2023 steht: „Zum 01.09.2023 konnte die Polizeiinspektion Regensburg Süd insgesamt acht neue Kolleginnen und Kollegen in ihren Reihen begrüßen. [...] Besonders hervorzuheben ist dabei auch die Präsenz- und Kontrolltätigkeit im Bereich des Bahnhofsumfelds, was deutlich zu Lasten der Einsatzstunden der Kolleginnen und Kollegen geht. Hierzu ist seit kurzem auch Unterstützung in Form der Reiterstaffel aus Mittelfranken in der Domstadt unterwegs.“ Kann eine Reiterstaffel die wachsenden Angsträume in Regensburg auflösen? Wir werden berichten. (lnw)
Welche Angsträume kennt Regensburg noch? Schreiben Sie uns unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Update: „Sexualdelikte am Bahnhof: hoher Ausländeranteil“
Die „Nachgefragt“-Reihe
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- 26.09. Angstraum Regensburger Bahnhof?
- 20.09. Regensburger Vergewaltiger bleibt auf freiem Fuß – wurde er jetzt von aufgebrachten Bürgern verprügelt?
- 15.09. Bayern vor der Schicksalswahl – die Regensburger Direktkandidaten und ihre Positionen
- 05.09. Regensburg drangsaliert Wirtshäuser – Ausschankstopp für Kneitinger „Unter den Linden“
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- 25.08. Straftat in Kreis Kelheim – Täternationalität verschwiegen?
- 18.08. Selbstzensur bei der Polizei? Täternationalität wird verschwiegen
- 09.08. Das Staatsgeheimnis: Knapp 280.000 ausreisepflichtige Migranten in Deutschland – was kosten die eigentlich?
- 08.08. Nicht mal fünf Euro für drei Mahlzeiten? – Der Verpflegungsskandal in den Altenheimen
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- 22.05. Auflösung: Was zum Teufel ist das für ein Stollen? (Regensburger Unterwelten)
- 08.05. Was zum Teufel ist das für ein Stollen? (Regensburger Unterwelten)
- 02.05. Schmierer-Welterbestadt Regensburg?
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- 24.01. Martyrium für den Denkmalschutz? Prof. Egon Greipl vom Bayerischen Staat in den Ruin getrieben
- 24.01. Grüne fallen um, Containerdepot ist auf dem Weg
- 24.01. Nach Insiderinfo: Grüne stehen mal wieder vorm Umfallen
- 22.01. Kippt Projekt Containerdepot? CSU will Anwohner und Natur vor Flächenfraß schützen
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- 26.10. Ist zerstörte Natur zu ersetzen? (Flächenfraß in Regensburg, Teil III/III)
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- 23.09. Wolfgang Haarer: Rock ʼnʼ Roll und Eskapaden
- 23.09. Baumkiller „Sportpark Ost“? (Flächenfraß in Regensburg, Teil II/III)
- 19.09. Containerdepot der Bahn sorgt für Protest (Flächenfraß in Regensburg, Teil I/III)
- 13.09. Kunst darf alles – in Regensburg nicht?
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- Endlich Wahlen! – die Kommunalwahl in Regensburg
- Der Bürger will mitreden (Bürger, wehrt Euch!, Teil VI)
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- Erich Gohl: Was schiefgeht, hängt nicht
- Gehört die Stadt den Radl-Rambos? (Bürger, wehrt Euch!, Teil V)
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- Die Stadt mal wieder voll daneben (Bürger, wehrt Euch!, Teil IV)
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Nachgefragt:
- Dauerkarte I: Der Dauergast: Joachim Wolbergs (Korruptionsaffäre)
- Dauerkarte II: Der Abkassierer: Norbert Hartl
- Dauerkarte III: Unger, Unger immer wieder Unger!
- Die Baumpaten und das ökologische Bewusstsein der Stadtzeitung (RKK)
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- 1984
- Beamte, Busen, Paragraphen
- Die Goldgräberstimmung
- Schöne und nackte Mädchen
- Kurioses aus dem Anzeigenverkauf
- Der Kunde, der nie mehr kam
- Dauerkarte I: Der Dauergast: Joachim Wolbergs (Korruptionsaffäre)
- Dauerkarte II: Der Abkassierer: Norbert Hartl
- Peter K. und sein geheimnisvolles Buch
- Konservativ und unkonventionell
- Serie I: Regensburg – wie wir wurden, was wir sind
- Serie II: Besondere Plätze in Regensburg
- Das Scharfgericht für die Wirte
- Anekdoten aus 35 Jahren Regensburger Stadtzeitung
- Die Baumpaten und das ökologische Bewusstsein der Stadtzeitung (RKK)
- Serie III: Wie aus einer anderen Zeit
- Die Maulhelden und ihre Bücher
- Serie IV: In aller Herren Länder
- Serie V: Der Jahn von unten
- Die großartige Fußballkarriere der Stadtzeitung
- Die Stadtzeitung im Osten
- Der Mann, aus dem was wurde: Ulrich Lechte
- Die Frau, aus der was wurde: Juliette Greco
- Best-of Profile & Parolen
- Dauerkarte III: Unger, Unger immer wieder Unger!
- In & Out: Rückblick
- Der Veranstaltungsservice: Alles begann mit dem Bürgerfest
- Derblecken à la Regensburg
- Als der Papst kam
- Vom Sommerfest zum Truthahnfest
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- Wirbel um neue Taxi-App (Bürger, wehrt Euch!, Teil III)
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- gepostet am: Dienstag, 26. September 2023