Nachgefragt | Johlen, Saufen, Urinieren – Jugendkultur am Grieser Spitz?

Nachgefragt | Johlen, Saufen, Urinieren – Jugendkultur am Grieser Spitz?

Bildunterschrift: Schon am Tag sammeln sich die ersten Gruppen. Abends wird es kaum noch ein Durchkommen geben.

 

- Anzeige -
Seit Wochen bewegt eine hitzige Diskussion über die Partys am Grieser Spitz und der Jahninsel Regensburg. Stadtzeitung-Reporterin Pia Turainsky hat sich vor Ort ein Bild gemacht.

Massive Lärmbelästigung und Müllverschmutzung haben die Anwohner am Grieser Spitz und die Stadt zum Handeln gezwungen. Ein Betretungsverbot wird diskutiert. Die Jugendlichen sehen das entspannt: Wenn der Spitz am Wochenende geräumt wird, ziehen sie einfach weiter, an die Donauufer oder den Neupfarrplatz. Aber kann das die Lösung sein? Und ist, wie ein Anwohner es beschrieb, „saufen, johlen und urinieren“ wirklich Ausdruck der neuen Jugendkultur? Vor Ort am Grieser Spitz versuche ich Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden.

Donnerstagnachmittag – Das Wochenende beginnt!

Ich habe mir die Situation zunächst mal unter der Woche angeschaut. Ausgangspunkt ist eine Parkbank an der Fußball-Wiese, von der aus man den Spitz sehr gut überblicken kann. Das Publikum ist eine Mischung aus Studenten und jungen Eltern mit ihren Kindern, die Spielplatz und Wiese benutzen. Gegen Abend kommen noch viele Jugendliche hinzu. Aus den Gesprächen höre ich, dass viele gerade ihr Abitur hinter sich gebracht haben. Musikboxen werden aufgestellt, Bier aus den Rucksäcken geholt. Donnerstagabend beginnt am Spitz schon das Wochenende.

Schon ab dem Andreasstadl ist eindeutig zu sehen, wo die Party auch am Freitag steigt. Scharen an Jugendlichen strömen Richtung Grieser Spitz. Gemütliche Stimmung? Fehlanzeige. Am Tag davor haben mir Anwohner schon über die teils aggressive Stimmung berichtet. Einer verglich den Spitz mit dem Brennpunkt Görlitzer Park in Berlin. Ich erfahre selbst schnell, was damit gemeint ist. Noch bevor ich Stellung auf meiner Parkbank beziehe, höre ich gegrölte Unterhaltungsfetzen wie „Der Wodka knallt heute voll rein.“ oder „Alter, ich bin voll drauf!“. Alkohol, so scheint es, fl ießt also beim Vorglühen schon in Strömen.

Aber spielen auch sog. Harte Drogen auf dem Spitz auch eine Rolle? Anwohner berichten unter anderem über Spritzen, die wiederholt auf der Wiese und dem Spielplatz gefunden wurden. Von meiner, heute mit Wein-Tetra-Paks vermüllten Bank, überblicke ich die Situation. Für mich persönlich ist schnell klar, dass die Stimmung zu ungemütlich, ja auch zu aggressiv ist, um die Feiernden direkt zu befragen. Laute Musik dröhnt über den Platz. An meiner Bank ziehen im Minutentakt Jungs und Mädels vorbei, die hinter dem Trafo-Häuschen oder in der angrenzenden Salzgasse lautstark einen passenden Platz zum Urinieren suchen. Die Unterhaltungen wechseln zwischen Teenie-Liebesdramen und wie viel wer schon getrunken hat.

Ausländerproblem am Grieser Spitz? Eher nein.

Nicht selten hört man in der hitzigen Diskussion, off en oder hinter vorgehaltener Hand, die These, dass ein Ausländerproblem am Grieser Spitz herrsche. Aber: Ich sehe kaum Ausländer. Vielmehr beobachte ich ein Respektproblem deutscher Jugendlicher. Ich und viele der vorbeigehenden Schaulustigen sind uns einig: Ein erheblicher Teil der überwiegend einheimischen Jugendlichen am Spitz zeigt keinerlei Respekt gegenüber den Anwohnern und der Natur. Es hat auch nichts mehr mit „mal die Sau rauslassen“ oder das Abi feiern wollen zu tun. Es wird einfach nur gesoffen.

Welche Zukunft bleibt dem Spitz?

Die meisten Gruppen, die ich beobachte, lassen, wenn sie weiterziehen, wie selbstverständlich ihren Müll einfach liegen. Dies sei fast immer so, berichten genervte Anwohner. Dann sähe das ganze Freizeitgelände aus wie eine einzige Müllhalde. Mir fällt auf, dass die Mülleimer zwischen Andreasstadl und Grieser Spitz hoff nungslos überfüllt sind. Würden sich also vielleicht mehr Mülleimer lohnen? Und das Aufstellen von Mobiltoiletten? Auf der Jahninsel scheint deren Aufstockung das Problem deutlich entspannt zu haben. Angeblich nahm auch das Wildpinkeln dort stark ab.

- Anzeige -

Weder Anwohner noch Passanten, mit denen ich sprach, noch ich selbst sind bei meiner Momentaufnahme einer Lösung für den Spitz nähergekommen. Alkoholverbot, Musikverbot, mehr Mülleimer und Dixiklos scheinen immer nur einen Teil des Problems zu lösen. Den Grieser Spitz zu sperren, verlagert das Problem an einen neuen Ort. Die, die sich hier so auff ühren, werden das auch an einem neuen Ort tun, wenn man ihnen keine Grenzen aufzeigt. Mein Besuch am Spitz hat mich ziemlich schockiert und ratlos gemacht. Der letzte Gedanke, bevor ich den Spitz verlasse: Ob wohl unter den vielen Saufenden, Johlenden und ein beliebtes Naherholungsgebiet rücksichtslos zumüllenden Jugendlichen auch welche sind, die noch vor einigen Monaten jeden Freitag die Schule geschwänzt und für respektvollen Umgang mit der Natur demonstriert haben? Dass dem Grießer Spitz angesichts des beschriebenen Verhaltens eine erfreuliche Zukunft bevorsteht, erscheint jedenfalls mehr als fraglich. (pt)

 


Die „Nachgefragt“-Reihe

  • gepostet am: Montag, 03. August 2020

Magazin weitere Artikel

Pamela Andersons roter Baywatch-Badeanzug geht nach Germany

Pamela Andersons roter Baywatch-Badeanzug geht nach Germany

Und er geht nach Deutschland, nach Bad Rappenau, in das 1. Internationale Museum für Bademode und Badekultur, das BikiniARTmuseum. Das Spezialauktionshaus „Heritage“ versteigerte über 900 Raritäten aus gut 100 Hollywoodfilmen und megabekannten TV-Produktionen, wie Star Trek, Batman, Hitchcock oder Dallas Family. Am ersten Tag wurden schon knapp 5 Millionen Euro umgesetzt.

>> weiterlesen

Regensburger Unterwelten | Auflösung: Was zum Teufel ist das für ein Stollen?

Regensburger Unterwelten | Auflösung: Was zum Teufel ist das für ein Stollen?

Wir wollten wissen: Was ist das für ein mysteriöser Stollen, der sich 100 m westlich vom Südeingang des Pfaffensteiner Tunnels befindet? Weder die Autobahndirektion, auf deren Grundstück sich der Stollen befindet, noch der Heimatpfleger der Stadt Regensburg, noch der Heimatverein Stadtamhof wissen weiter. Also wandten wir uns an unsere Leser.

>> weiterlesen

Erfolge vom Regensburger Weihnachtssingen

Erfolge vom Regensburger Weihnachtssingen

Es geht richtig los mit dem großartigen Projekt Haus Hummelberg. In der Gemeinde Pettendorf im Landkreis Regensburg entsteht eine Kurzzeitpflege- und Ferieneinrichtung für Kinder und Jugendliche mit schweren Behinderungen. Die Abbrucharbeiten des bestehenden Gebäudes haben nun begonnen.

>> weiterlesen

Citywave Regensburg – Surfen in der Donau-Metropole

Citywave Regensburg – Surfen in der Donau-Metropole

Regensburg wird wieder zum Surfer-Hotspot. Unser Reporter Lukas hat sich selbst davon überzeugt, dass auch absolute Neulinge hier bestens aufgehoben sind.

>> weiterlesen

Regensburg Marathon 2023

Regensburg Marathon 2023

20. und 21.05. – über 5.500 Anmeldungen

Start/Ziel Infineon Parkplatz (beim Westbad)
Samstag
09.00 Start: Frühstückslauf des „herz:bewegt“- Einsteigertrainings
12.00 Start: Donau-Einkaufszentrum Minimarathon, Ende: 15.15 Uhr
16.00 Siegerehrung Minimarathon
09.30 Startnummernausgabe, Nachmeldung, Ende: 19.00
Ganztags Kinderparadies, Nudelparty, Grill, Café, Biergarten, Marathon Sportmesse.
Sonntag
06:00 Startnummernausgabe, Ende: 08.00
08.30 Start: andre media Marathon, Stern-Center Dreiviertelmarathon, Vitesco Technologies Halbmarathon
11.30 Start: Brauerei Jacob Viertelmarathon
12.45 Siegerehrung aller vier Wettbewerbe
08.30 Beginn von Musik an der Strecke in Stadtamhof und Haidplatz
08.30 Kinderparadies, Nudelparty, Grill, Café, Biergarten, Sportmesse, Ende: 14.30

Zwischen 08.00 und 14.00 Uhr wird es an manchen Stellen wegen des Marathons notwendige Straßensperren geben. Betroffene Anwohner wurden im Vorfeld rechtzeitig über die Sperrzeiten informiert.

>> weiterlesen

BMW Group Werk Regensburg fördert Biodiversität

BMW Group Werk Regensburg fördert Biodiversität

Das Werksgelände als Ressource für eine reiche Fauna und Flora zu nutzen: Dies hat sich das BMW Group Werk Regensburg – neben einem nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen Energie, Wasser und Luft – zum Ziel gemacht.

>> weiterlesen

Auf geht´s zur Regensburger Maidult!

Auf geht´s zur Regensburger Maidult!

12. bis 29.05. (Pfingstmontag), täglich ab 11 Uhr

Das traditionelle Feuerwerk wird heuer am 19.05. ab 22.00 Uhr gezündet!

Das Familienvolksfest mit allem was dazugehört: Mit vielen neuen Fahrgeschäften, Riesenrad Achterbahn, Bierzelte, Fischzelt und Biergärten. Traditionsgemäß wird die Dult wie immer von einer Warendult begleitet.
Der Trachtenfestzug mit Kutsche musste heuer, wegen Engstelle auf der Steinernen Brücke, leider entfallen!

>> weiterlesen

Verlosung: Erdbeerglück im ALEX!

Verlosung: Erdbeerglück im ALEX!

Neupfarrplatz Regensburg

Köstliches für Groß und Klein
Sie stehen für süßes Sommerfeeling und schmecken einfach himmlisch: Erdbeeren! Vielleicht wurden sie deshalb auch Namensgeber für einen Himmelskörper – den Erdbeermond? Jeder Vollmond im Haupternte-Monat Juni wird so bezeichnet, was der Legende nach auf indigene Völker in Nordamerika zurückzuführen ist.

>> weiterlesen

Regensburger Unterwelten | Was zum Teufel ist das für ein Stollen?

Regensburger Unterwelten | Was zum Teufel ist das für ein Stollen?

Etwa 100 m westlich vom Südeingang des Pfaffensteiner Tunnels befindet sich der Eingang zu einem kleinen Stollen. Das Gitter, das ihn verschließt, steht offen.

>> weiterlesen

Nachgefragt weitere Artikel

Regensburger Unterwelten | Auflösung: Was zum Teufel ist das für ein Stollen?

Regensburger Unterwelten | Auflösung: Was zum Teufel ist das für ein Stollen?

Wir wollten wissen: Was ist das für ein mysteriöser Stollen, der sich 100 m westlich vom Südeingang des Pfaffensteiner Tunnels befindet? Weder die Autobahndirektion, auf deren Grundstück sich der Stollen befindet, noch der Heimatpfleger der Stadt Regensburg, noch der Heimatverein Stadtamhof wissen weiter. Also wandten wir uns an unsere Leser.

>> weiterlesen

Regensburger Unterwelten | Was zum Teufel ist das für ein Stollen?

Regensburger Unterwelten | Was zum Teufel ist das für ein Stollen?

Etwa 100 m westlich vom Südeingang des Pfaffensteiner Tunnels befindet sich der Eingang zu einem kleinen Stollen. Das Gitter, das ihn verschließt, steht offen.

>> weiterlesen

Nachgefragt | Schmierer-Welterbestadt Regensburg?

Nachgefragt | Schmierer-Welterbestadt Regensburg?

Dümmliche Schmierereien, fanatische linksextremistische Parolen, alberne SSV-Jahn-Schriftzüge – die Zahl der Sachbeschädigungen durch Graffiti in Regensburg nehmen zu. Wer sind die Schmierer? Wie viele werden geschnappt?

>> weiterlesen

Nachgefragt | Ausländerkriminalität in Regensburg

Nachgefragt | Ausländerkriminalität in Regensburg

Fakt oder Vorurteil? – Ausländer verüben mehr Straftaten als Deutsche. Die einen haben Angst vor der Kriminalität Nichtdeutscher und die anderen zeigen sich blind für ebendiese. Aber wie sieht die Realität aus? Welche Gründe gibt es dafür? Wie steht es um Regensburg?

>> weiterlesen

Nachgefragt | Wer benennt unsere Straßen um? – Ein Regensburger Streitthema

Nachgefragt | Wer benennt unsere Straßen um? – Ein Regensburger Streitthema

Es ist ein ewiges Regensburger Thema und immer wieder Streitpunkt in der Politik: Sollen Straßen, die auch nur im Entferntesten Anstoß erregen könnten, umbenannt werden oder gibt es wichtigere Probleme? Wie geht man mittlerweile in der Verwaltung damit um?

>> weiterlesen

Nachgefragt | Burgweintinger Kleinkriegsposse gegen Vierbeiner

Nachgefragt | Burgweintinger Kleinkriegsposse gegen Vierbeiner

Hundebesitzer und Stadt sind sich einig: Burgweinting braucht eine Hundewiese. Anwohner wollen das ausdiskutierte und beschlossene Projekt wieder kippen. Muss das sein?

>> weiterlesen

Nachgefragt | Grüne fallen um, Containerdepot ist auf dem Weg

Nachgefragt | Grüne fallen um, Containerdepot ist auf dem Weg

Der Stadtrat hat abgestimmt, das vieldiskutierte Containerdepot am Ostbahnhof wird kommen. Die Hälfte der Grünen Stadtratsfraktion ist wie erwartet umgefallen.

>> weiterlesen

Nachgefragt | Martyrium für den Denkmalschutz? Prof. Egon Greipl vom Bayerischen Staat in den Ruin getrieben

Nachgefragt | Martyrium für den Denkmalschutz? Prof. Egon Greipl vom Bayerischen Staat in den Ruin getrieben

Seit Jahren treibt der Freistaat den Ex-Generalkonservator Prof. Egon Greipl mit der Forderung brutaler Geldsummen in den wirtschaftlichen und gesundheitlichen Ruin.

>> weiterlesen

Nachgefragt | Nach Insiderinfo: Grüne stehen mal wieder vorm Umfallen

Nachgefragt | Nach Insiderinfo: Grüne stehen mal wieder vorm Umfallen

Eigentlich wollten die Grünen heute, 24.01., um 14 Uhr im Stadtratsplenum gegen das Containerdepot am Ostbahnhof stimmen. Verraten die Grünen ihre alten grünen Ideale?

>> weiterlesen

© Regensburger Stadtzeitung