Nachgefragt | Rechtsfreie Räume in Regensburg: Das Müll-Ghetto Dieselstraße

Nachgefragt | Rechtsfreie Räume in Regensburg: Das Müll-Ghetto Dieselstraße

Die Dieselstraße in Regensburg. Ausgeschlachtete Schrottautos. Abgeladener Hausrat. Modrige Matratzen. Verschleppte Einkaufswägen. Autoreifen. Bauschutt. Stinkender Dreck ... Eine Müllhalde im Stadtosten. Und dies unmittelbar vor den Eingangstoren der dort angesiedelten Asylunterkünfte. Kein sonderlich überzeugender Beitrag für ernsthafte Akzeptanzbemühungen bei der dortigen Bevölkerung. Die geschilderte Situation steht im krassen Widerspruch zu den üblichen Schönredereien der Politik i.S. Integration. Warum lässt die Stadt diese Verghettoisierung ausgerechnet an einem sozialen Brennpunkt zu und wird nicht aktiv?

- Anzeige -
Man sollte es mit eigenen Augen sehen: Mitten im Stadtosten von Regensburg, Ecke Dieselstraße, herrscht gleichsam Anarchie. Hier lädt offenbar jeder ungestört von städtischer Kontrolle seinen Müll ab, auch wenn der Wertstoffhof quasi um die Ecke liegt. Doch als wäre das nicht schlimm genug, duldet die Stadt diesen untragbaren Zustand durch schlichte Tatenlosigkeit. So, als könnte man eine ganze Problemstraße einfach ausblenden durch Nichtstun.

Irgendwie unfreiwillig komisch: Am Wendehammer am Ende der Dieselstraße machen ausgerechnet Mitarbeiter der städtischen Straßenreinigung gerne und regelmäßig Pause! Diese Fachleute hätten jegliches Utensil parat, um selbst mal dort sauber zu machen und Ordnung zu schaffen. Oder zumindest die Zustände ihrer Behörde zu melden und Abhilfe zu veranlassen.

Böse Zungen werden hinter vorgehaltener Hand bereits einschlägig deutlich: „Die Flüchtlinge sind schuld!“ Denn tatsächlich liegen diverse Flüchtlingsunterkünfte unmittelbar an den wilden Müllkippen der Dieselstraße; das „Ankerzentrum Regensburg“ ist ganz in der Nähe. Dieser Zusammenhang erscheint jedoch fraglich, sieht man sich den abgeladenen Unrat genauer an. Viel wahrscheinlicher ist, dass sich der unkontrollierte Zustand zwischenzeitlich in bestimmten Kreisen in Regensburg herumgesprochen hat und sozusagen Hinz und Kunz hier ihren Müll kostenneutral und sanktionsfrei entsorgen können.

  • Wilde Müllhalde im Stadtgebiet: Versiffte Matratzen ...

    Wilde Müllhalde im Stadtgebiet: Versiffte Matratzen ...

    © Lukas N. Wuttke

  • ... stinkender Unrat ...

    ... stinkender Unrat ...

    © Lukas N. Wuttke

  • ... und hochgiftige Batterien gammeln neben alten Autoreifen in der Dieselstraße!

    ... und hochgiftige Batterien gammeln neben alten Autoreifen in der Dieselstraße!

    © Lukas N. Wuttke

    Doch was sagt die Stadt zu diesen Vorhaltungen? „Der Zustand entspricht sicherlich nicht dem Soll-Zustand“, gibt man sich in der städtischen Pressestelle achselzuckend. Aber immerhin lässt man sich dort auch zu einer optimistischen Projektion in die Zukunft hinreißen: „Die Entsorgung ist in die Wege geleitet“, teilt man der Stadtzeitung mit.

    Besagter Wendehammer aber – der Platz also, an dem städtische Straßenreiniger so gerne Pause machen – sei hingegen Privatgrund und falle somit nicht in den Zuständigkeitsbereich der Stadt, belehrt man unseren recherchierenden Redakteur. Wilde Müllkippen im Stadtgebiet nicht im Zuständigkeitsbereich städtischer Kontrolle? Eine merkwürdige Weltsicht, die einer intensiven Hinterfragung wohl nicht standhält.

    Wir werden über den Fortgang berichten. (lnw)

     

    Nachtrag vom 01.03.2021:

    Unmittelbar nach Erscheinen der Stadtzeitung wird die Stadt aktiv. Gleich am 1. März türmen die städtischen Männer in Orange einen riesigen Müllberg in der Dieselstraße auf. Im Gespräch erfährt unser Redakteur, dass der Schaden sogar noch größer ist als angenommen: Nicht nur hochtoxische Batterien, sondern auch das Altöl der herrenlosen Schrottkarren verseuchen den Boden. Das Umweltamt sei schon eingeschaltet. Bravo und mega in: Da hat die Stadt erfreulich schnell reagiert! Hoffentlich hält diese Sensibilisierung an. Wir bleiben am Ball!

    • Nach Stadtzeitungsbericht: Stadt Regensburg reagiert schnell!

      Nach Stadtzeitungsbericht: Stadt Regensburg reagiert schnell!

      © Lukas N. Wuttke

    • Höchste Zeit! Hier tropft schon Altöl aus den Schrottkarren.

      Höchste Zeit! Hier tropft schon Altöl aus den Schrottkarren.

      © Lukas N. Wuttke


      Zum Dieselstraße-Artikel vom nächsten Monat

      Zum Artikel „Kommt sie oder kommt sie nicht: Dult-Schausteller in quälender Ungewissheit“

      Zum Artikel „Kummer mit der Kümmererin: Frisch gekürte Altstadtbeleberin schmeißt schon vor Dienstantritt hin!“


      Die „Nachgefragt“-Reihe

      • gepostet am: Montag, 01. März 2021

      Nachgefragt weitere Artikel

      Eilmeldung! Polizei stürmt Hotel

      Eilmeldung! Polizei stürmt Hotel

      Spezialkräfte stürmten vor wenigen Minuten das B&B HOTEL Regensburg in der Landshuter Straße Ecke Osttangente.

      >> weiterlesen

      Nachgefragt | Wie viel kostet Deutschland die Flüchtlingskrise?

      Nachgefragt | Wie viel kostet Deutschland die Flüchtlingskrise?

      Neuwahlen stehen bevor. Noch immer ist das Thema Migration in aller Munde.

      >> weiterlesen

      Nachgefragt | Wildwest-Geisterstadt mitten in Regensburg? – Der Cowboy-Club

      Nachgefragt | Wildwest-Geisterstadt mitten in Regensburg? – Der Cowboy-Club

      In Dechbetten hat der Cowboy-Club Regensburg seinen Sitz – ein Verein für Country- und Wildwest-Enthusiasten in historischen Kostümen, die zusammen am Lagerfeuer sitzen oder das Lasso schwingen.

      >> weiterlesen

      Nachgefragt | Neuer Tiefpunkt: Gewalt gegen Polizisten

      Nachgefragt | Neuer Tiefpunkt: Gewalt gegen Polizisten

      Nimmt die Gewaltbereitschaft gegen Polizeibeamte zu? Vor wenigen Tagen wurde das Bundeslagebild 2023 „Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamte“ vom Bundeskriminalamt (BKA) veröffentlicht.

      >> weiterlesen

      Nachgefragt | Update: Wie in Marrakesch? – Bahnhofskriminalität in Regensburg verlagert sich

      Nachgefragt | Update: Wie in Marrakesch? – Bahnhofskriminalität in Regensburg verlagert sich

      Es häufen sich Berichte über Drogenhandel, Gewalt, sexuelle Belästigung und Randale in der Innenstadt. Jetzt bezieht die Polizei Stellung.

      >> weiterlesen

      Nachgefragt | Wie in Marrakesch? – Bahnhofskriminalität in Regensburg verlagert sich

      Nachgefragt | Wie in Marrakesch? – Bahnhofskriminalität in Regensburg verlagert sich

      Mit der Verbesserung der Situation im Bahnhofsviertel scheint eine Verlagerung der Kriminalität in das daran angrenzende Dreieck Maxstraße – Disothekenviertel – Neupfarrplatz in der Innenstadt einherzugehen.

      >> weiterlesen

      Nachgefragt | Zoff um Bad Abbachs Therme

      Nachgefragt | Zoff um Bad Abbachs Therme

      Der Bezirkstag von Niederbayern will die Kaiser-Therme Bad Abbach innerhalb der nächsten zwei Jahre an einen Privatinvestor verkaufen. Die Bürgerinitiative „ProTherme“ will den Plan umwerfen.

      >> weiterlesen

      Nachgefragt | Sind Delikte von Intensivtätern Staatsgeheimnis? – Polizei macht dicht

      Nachgefragt | Sind Delikte von Intensivtätern Staatsgeheimnis? – Polizei macht dicht

      Als wir Auskunft über die Delikte eines Intensivtäters erbeten, gibt uns die Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberpfalz nichtssagende Antworten und beruft sich auf die Persönlichkeitsrechte des Tatverdächtigen. Ergibt das Sinn?

      >> weiterlesen

      Nachgefragt | Update: Migrant verschuldet Autounfall – aber Geschädigte soll Kosten tragen

      Nachgefragt | Update: Migrant verschuldet Autounfall – aber Geschädigte soll Kosten tragen

      Vergangenen Monat verursachte ein Asylempfänger über 10.000 € Schaden am Auto einer jungen Studentin. Er ist weder versichert, noch kann er genug Geld für die Reparatur aufbringen.

      >> weiterlesen

      © Regensburger Stadtzeitung