Jubiläum | Das Scharfgericht für die Wirte

Jubiläum | Das Scharfgericht für die Wirte

Bildunterschrift: Die ersten „Blickpunkte“ (oben) ...  und die letzten (unten).

 

Das Stadtzeitungsbuch mauserte sich wegen seiner Lokal-Kritiken vom Stadtführer zum Kultobjekt.

- Anzeige -
Die Stadtzeitung gab es drei Jahre, schon strebte die Mannschaft nach Höherem. Ein Stadt- und Gastronomieführer sollte es neben der monatlichen Ausgabe werden – der Blickpunkt Regensburg war geboren.

Der enthielt einen Rundgang mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und viel zu grell belichtete Schwarz-Weiß-Fotos. Schon damals ging es um die Stadthalle, eine Hochwassermauer für Stadtamhof, einen großen Busbahnhof am Peterskirchlein. Das Auffallendste war die Farbe des Einbandes. Die war knallgelb – so wie sonst nur Postautos und Postbusse.

Fünfmal wurde der Blickpunkt Regensburg aufgelegt, der Tonfall der Gastrokritiken wurde schärfer. Beispiel Jenseits: „Am Römling eine absolute Hochburg unter den Studentenkneipen. Der Umzug ins neue Zuhause hinterließ nicht nur bei Szeneveteranen gemischte Gefühle. Die einen finden das neue Ambiente zum Heulen. Die anderen krallen sich mit gewohnt fester Hand in das hinübergerettete Thekenholz. Das Personal gefällt sich zum Teil in ruppigen Umgangsformen.“ Das war deutlich. Oft kleideten die Kritiker ihre Bewertung in feine Ironie. Nix los, als Gäste immer nur die gleichen drei Hanseln, das las sich so: „Hier genießen wahre Lebenskünstler die familär-intime Atmosphäre.“

Eine komplette Überarbeitung des Blickpunktes gab es 1996. Eine Truppe um RSZ-Allzweckwaffe Adrian Mühlbauer krempelte das Buch total um. Franz Pfeffer (heute Kulturreferent und Pressesprecher des Landkreises Schwandorf) möbelte den A–Z-Teil auf, es gab Regensburger Eigenheiten, sportliche Dramen, Stadtspaziergänge und erstmals Farbfotos.

- Anzeige -

Knallhart und schonungslos

Die Kritiken blieben. Für die nahm sich das Duo Kittel/Mühlbauer viele Weißbiere Zeit. Sie feilten an Formulierungen, bis die Wirte bleich und bleicher wurden, als sie ihre Bewertung lasen. Beispiele?

„Sudhaus: Das war mal was. Konsequentes Design und eine außergewöhnlich strenge Tür machten es zur In-Disco. Doch die Zeiten ändern sich. Heute verkehren hier Schnauzbart und Goldkettchen. Ob das noch lange gutgeht?“ (Im Nachhinein bewiesen die beiden hellseherische Qualitäten.)

„Bistro am Königshof: Bietet alles, was sich Japaner und andere Saupreiß‘n unter bayerischer Lebensart vorstellen.“

Das waren noch die gemäßigten Kritiken. Andere mussten sich mehr gefallen lassen: „kaum verhohlene Kinderunfreundlichkeit der Wirtin …“, „… der spröde Charme offenbart sich nur absoluten Kennern, die den Sinn für Ursprünglichkeit nicht eingebüßt haben“. Oder: „Schicki-Micki. Die Treppe zum ersten Stock ist zur Minirock-Zeit ein dicht umlagerter Sammelplatz für aufblickende Erotik-Solisten.“ Schließlich. „Es ist immer fatal, wenn sich ein niveaubefreiter Discobesitzer darin gefällt, seinen exaltierten Geschmack bei der Inneneinrichtung auszuleben.“

Das saß. Sowohl die 1996er- als auch die 1997er-Auflage waren in kurzer Zeit ausverkauft. Eine Neuauflage war mal geplant, wurde aber nie umgesetzt. Zu viele andere erfolgreiche Projekte verhinderten sie. (ssm)

 


Die „Nachgefragt“-Reihe

Magazin weitere Artikel

Nachgefragt | Migrantenabschiebung in Regensburg: Nur Tropfen auf den heißen Stein

Nachgefragt | Migrantenabschiebung in Regensburg: Nur Tropfen auf den heißen Stein

Das Bayerische Landesamt für Asyl und Rückführungen veröffentlicht eine Stellungnahme zur Abschiebeaktion.

>> weiterlesen

Polizeibericht | Zunahme von unerlaubten Einreisen aus Österreich

Polizeibericht | Zunahme von unerlaubten Einreisen aus Österreich

Die Bundespolizei registriert aktuell in den Landkreisen Mühldorf am Inn und Altötting eine Zunahme der unerlaubten Einreisen aus Österreich.

>> weiterlesen

Polizeibericht | 15-jährige Aserbaidschanerin klaut am Regensburger Hauptbahnhof

Polizeibericht | 15-jährige Aserbaidschanerin klaut am Regensburger Hauptbahnhof

Am Dienstagabend wurde ein vermisstes Mädchen in Gewahrsam genommen. Ein Ladendetektiv hatte die 15-jährige Aserbaidschanerin zuvor beim Ladendiebstahl ertappt.

>> weiterlesen

Jepsen Autogruppe gewinnt Auszeichnung „BAYERNS BEST 50“

Jepsen Autogruppe gewinnt Auszeichnung „BAYERNS BEST 50“

Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie ehrt jedes Jahr die 50 wachstumsstärksten Unternehmen. Eine besondere Anerkennung für mittelständische Firmen, die sich aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stabilität, Mitarbeiterentwicklung und einem hohen Maß an gesellschaftlichem Engagement hervorheben

>> weiterlesen

Kostenloser Schnell-Hörtest: Das Hörmobil ist wieder in Regensburg!

Kostenloser Schnell-Hörtest: Das Hörmobil ist wieder in Regensburg!

Bürger-Information für Ihre Gesundheitsvorsorge: Das Hörmobil von MATT-Akustik steht am Donnerstag, den 01.08.2024 von 10 bis 18 Uhr auf Regensburger Neupfarrplatz.

>> weiterlesen

Polizeibericht | Syrer greift Frau und Tochter mit Messer an

Polizeibericht | Syrer greift Frau und Tochter mit Messer an

In Hersbruck (Lkrs. Nürnberger Land) kam es zu einem Messerangriff auf eine 34-jährige Frau und deren 15-jährige Tochter. Tatverdächtiger: der 40-jährige Ehemann.

>> weiterlesen

Polizeibericht | Palästinenser belästigt 17-Jährige im Freibad

Polizeibericht | Palästinenser belästigt 17-Jährige im Freibad

Eine Gruppe von sechs jungen Männern äußerten anzügliche Bemerkungen gegenüber einer Jugendlichen. Einer soll sie begrapscht haben.

>> weiterlesen

Töpfermarkt beim Prösslbräu am Adlersberg

Töpfermarkt beim Prösslbräu am Adlersberg

17./18.08.2024

50 Aussteller aus ganz Deutschland, Bayern und der Region freuen sich sehr, hier wieder ihre Arbeiten präsentieren zu können und bedanken sich herzlich für die Unterstützung.
Die meisten der Handwerker und Keramikkünstler sind immer wieder dabei auf dem Markt vor den Toren Regensburgs.

>> weiterlesen

Nachgefragt | Ankerzentrum: Attacke auf Wachmann

Nachgefragt | Ankerzentrum: Attacke auf Wachmann

Anfang November sollen zwei Tunesier einen Sicherheits-Mitarbeiter im Ankerzentrum mit einem Pflasterstein attackiert haben.

>> weiterlesen

© Regensburger Stadtzeitung