Nachgefragt | Der Sonnenkönig von Schillertswiesen

Nachgefragt | Der Sonnenkönig von Schillertswiesen

Was hat es mit diesem mit Solarzellen gespickten Haus auf sich?

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Grüne Landschaft. Ich fahre im Landkreis Cham über eine Umleitung nach Falkenstein. In Schillertswiesens Ortseingang werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Steht da nicht plötzlich ein gelandetes UFO? Riesige Metallsäulen. Technik. Kabel. Gewaltige Solarsegel. Und das in einem schönen grünen Hof und Garten. Staunend halte ich an. Solarzellen so weit das Auge reicht: Auf dem Dach, auf den Garagen und auf Säulen. Ich steige aus, um mir das Ganze näher anzusehen.

Hier wohnt die Familie Daube, so steht es auf dem Briefkasten. Ich mache ein paar Bilder. Dann sehe ich eine Frau in der Einfahrt. Die nette Dame gießt ihre Blumen inmitten der gewaltigen Anlagen und lacht mich an mit offenem, freundlichem Gesicht. Ich stelle mich vor. Es ist Maria Daube. Ich frage, ob sie mir einige Fragen zu der gewaltigen Solaranlage beantworten könne. Sie nicht, antwortet sie. Aber ihr Mann. Seit einem tragischen Unfall sei er aber gesundheitlich sehr stark eingeschränkt. Aber heute habe er einen guten Tag. Ich solle es mal probieren, ob er mir antworten kann. Ich komme mit auf die Terrasse und bekomme ein Glas Wasser. Sie holt ihren Mann, Heinz. Wir beginnen das Gespräch in den sommerlichen Gartenstühlen auf der heimeligen Terrasse.

3Die Solaranlagen drehen sich automatisch mit der Sonne.
© Lukas N. Wuttke

Die Solarzellen drehen sich mit der Sonne?, frage ich. Denn von der Straße aus konnte ich bei diesem Sonnenstand nur die Rückseite fotografieren. Ja, sagt er, die Solaranlagen würden der Sonne automatisch nachgesteuert werden. Das habe natürlich aber auch seine Nachteile. Für den Sturm etwa habe er die Solarzellen mit Drahtseilen verankern müssen, damit sie sich nicht drehen. „Man hat nur Arbeit“, sagt er. „Alles, was beweglich ist, macht Arbeit.“ Eine Anlage drehe sich schon gar nicht mehr.

Ich erkundige mich: Wie sei er auf die Idee gekommen, sich diese gewaltigen Solaranlagen in den Garten zu stellen? Herr Daube meint: Auf einem Bauernhof habe er ähnliche Anlagen gesehen. Als Monteur von Klimaanlagen habe ihn das sehr interessiert, weil er selbst etwas von diesem Handwerk verstehe und es auch selbst gelernt habe. Er sei auch ein umweltbewusster Mensch, sagt er. Und so sei seine Photovoltaikanlage zu seinem Steckenpferd geworden. Die Solaranlagen auf dem Bauernhof, die er sich zum Vorbild genommen hat, seien aber viel kleiner gewesen. Aber er habe einen Fehler gemacht. Auf die sich drehenden Sonnensegel hat er viel zu viele Solarzellen gepackt. Wenn es die Anlage zusammenhaue, sei es das gewesen. Das zahle die Versicherung nicht.

15Das Solarsegel wird am Boden montiert und mit dem Kran auf das Gestell gehoben.
© privat (Foto: Lukas N. Wuttke)

Wie lange steht die Anlage denn schon?, möchte ich wissen. 2005 habe er die ersten Solarzellen auf dem Dach montiert. In den folgenden Jahren seien sie dann immer mehr geworden. Das sei alles nach und nach gemacht worden, um nicht so viele Schulden zu machen. 2008 sei dann das gewaltige Gestell über der Garage gekommen, 2010 das bei der Garage unten. 2015 dann schließlich die letzte Anlage auf der Wiese. Das habe er alles selbst gemacht. Die riesigen Solarplatten habe er am Boden montiert und dann mit einem Kran hochheben lassen. Einige Zellen auf dem Dach seien mittlerweile defekt, aber er könne nicht mehr rauf, seit er seinen Unfall gehabt habe. Im Zusammenhang mit seiner Krankheit habe er seinen Beruf aufgegeben. Und die Solaranlagen könne er nicht mehr instand halten.

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Dann wollen wir uns die Anlagen näher anschauen. Frau Daube ermahnt mich zur Vorsicht, weil ihr Mann sturzgefährdet sei. Ich verspreche, nicht so weit zu gehen und dass wir uns vom Hof aus alles anschauen. Von der Einfahrt aus versuchen wir, die einzelnen Solarmodule zu zählen. 34 sind es auf dem Dach. 16 auf der rechten Dachseite. Auf der Garage 28 Stück. Und jede der drei Anlagen ist noch einmal mit 56 Modulen bestückt. Das wären 246 Solarmodule. Jedes Modul produziere 300 Watt, sagt Herr Daube. Dann öffnet er die Garage. Er zeigt mir die Wechselrichter, die den Gleichstrom der Solarzellen in Wechselstrom umwandeln. Die sollen die Voltzahl von 400 auf 220 Volt verringern, erklärt er. Und durch die kleinen Geräte daneben werde die Drehung der großen Anlagen automatisch gesteuert. Eine der Anlagen drehe sich leider nicht mehr.

16Heinz und seine Wechselrichter. Ein älteres Foto aus dem Fotoalbum.
© privat (Foto: Lukas N. Wuttke)

Dann setzen wir uns wieder auf die Terrasse. Frau Daube zeigt mir noch ein kleines Fotoalbum, in dem die Tochter den Bau der Anlagen dokumentiert hat. Ich darf Fotos davon machen. Dann frage ich Frau Daube, was mit dem Strom passiert, der hier erzeugt wird. Frau Daube erklärt: Der Strom werde komplett ins Netz eingespeist. Der Strom für den Haushalt werde wiederum aus dem Netz genommen. Die Differenz sei dann quasi der Gewinn. Sie müsse am Jahresende die Daten der Stromzähler durchgeben. Die Bayernwerke würden dann ausrechnen, was man rausbekomme. „Aber das sei Bürokratie ohne Ende“, sagt sie. „Es ist langsam nicht mehr schön. Wir müssen ja Stammdatenregister durchgeben. Das ist Wahnsinn. Sie sagen immer, es wird leichter gemacht, aber es wird immer schlimmer.“ Ich frage: „Was kriegen Sie raus von den Bayernwerken?“ Sie lacht: „Das kann ich Ihnen jetzt nicht sagen.“ Wenn aber die Sonne nicht so gut scheine, müssten sie am Jahresende sogar draufzahlen. Das sei letztes Jahr so gewesen.

Ich bedanke mich, dass ich aufgeklärt wurde über dieses gelandete UFO in Schillertswiesen. Frau Daube lacht: Diese Neugier sei ihr nichts Neues. Samstags und sonntags würden hier immer die vorbeifahrenden Leute anhalten und Fotos machen. Aber das mit dem UFO habe sie noch nicht gehört. Nur von einer NATO-Station würden die Leute hier in der Nähe immer sprechen. Ich bedanke mich bei der Familie für die gastfreundliche Aufnahme. Wir verabschieden uns und ich gehe zum Auto zurück. Die Solaranlagen haben sich mittlerweile ein ganzes Stück weitergedreht. Dann setze auch ich meinen Weg fort. (lnw)

 

Was sagt der Experte?

Von einem Photovoltaikprofi haben wir im Nachhinein erfahren, dass diese Menge an Solarzellen etwa zwei Einfamilienhäuser mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von je 2.400 kWh/Jahr versorgen können sollte. Der tatsächliche Wert sinkt durch defekte Drehmechanismen oder Solarmodule, zumal die Anlage nicht mehr instand gehalten werden kann.

 

  • © Lukas N. Wuttke

    Mit den Solarpanelen auf dem Dach hat 2005 alles begonnen.

  • © Lukas N. Wuttke

    Jeder Platz wird genutzt: Auch die Garagendächer erzeugen Strom.

  • © Lukas N. Wuttke

    Die Solaranlagen drehen sich automatisch mit der Sonne.

  • © Lukas N. Wuttke

    Für die Rotation ist das Zahnrad im Innern des Gestells verantwortlich. Für die Neigung der Anlage die hydraulische Stange.

  • © Lukas N. Wuttke

    56 Solarpanele passen auf die beeindruckende Solarsäule.

     

  • © Lukas N. Wuttke

    Die gelben Wechselrichter in der Garage wandeln die Gleichspannung aus den Solarpanelen in Wechselspannung für die Einspeisung ins Stromnetz um.

  • © privat (Foto: Lukas N. Wuttke)

    Das Fotoalbum dokumentiert die Montage der Solaranlagen.

  • © privat (Foto: Lukas N. Wuttke)

    Jeder fängt mal klein an.

  • © privat (Foto: Lukas N. Wuttke)

    Die Solarzellen müssen geerdet werden.

  • © privat (Foto: Lukas N. Wuttke)

    Die Solarzellen müssen geerdet werden.

  • © privat (Foto: Lukas N. Wuttke)

    Das Fundament für die Anlage muss erst ausgehoben werden.

  • © privat (Foto: Lukas N. Wuttke)

    Das Solarsegel wird am Boden montiert …

  • © privat (Foto: Lukas N. Wuttke)

    … und mit dem Kran auf das Gestell gehoben.

  • © privat (Foto: Lukas N. Wuttke)

    Heinz und seine Wechselrichter. Ein älteres Foto aus dem Fotoalbum.

  • © Lukas N. Wuttke

    Was hat es mit diesem mit Solarzellen gespickten Haus auf sich?

  • © Lukas N. Wuttke

    Gelandetes UFO oder NATO-Station?

 


Die „Nachgefragt“-Reihe

  • gepostet am: Dienstag, 28. Juni 2022

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