
Nachgefragt | Günter Krempl: Der Künstler im Fenster
Günter Krempl ist ein Mann von hier. Zwar in Österreich geboren, doch seit dem ersten Lebensjahr Regensburger durch und durch. Mit sanfter Stimme, immer freundlichem Ausdruck und seinem Regensburger Akzent stellt er sich dem Interview der RSZ.
Seine Kunst allerdings hat mit Regensburg nichts zu tun. Die Darstellung des Menschen hat es ihm angetan. Mal realistischer, mal abstrakter – die menschlichen Proportionen bleiben im weitesten Sinne erhalten. Oft lässt er die Beschaffenheit des Materials in das Werk mit einfließen: Wenn etwa die Holzmaserung so verläuft, als müsse man daraus ein Gesicht formen, oder wenn es reißt, „dann hat das Holz seinen Beitrag zum Werk geleistet.“ Deshalb verwendet er gerne Holz. Er bearbeitet es zuerst mit der Kettensäge, dann der Flex und schließlich einer Palette an kleiner werdenden Fräsgeräten (bis zu 2 mm Radius). Noch lieber allerdings arbeitet er mit Fimo, einem Kunstton, der an der Luft härtet und nicht gebrannt werden muss. Denn er sieht sich eher als Plastiker (der Material dazugibt) denn als Skulpteur (der Material wegnimmt).
Bei Betrachtung von Günter Krempls Werken wird einem des Öfteren ein besonders strahlendes Blau unter die Augen kommen. Es ist ein Ultramarinblau von geheimer Mixtur. Ein Blau, von anderen Künstlern patentiert, das deshalb nur schwer erhältlich ist. Im Jardin (zu Deutsch „Garten“) Majorelle in Marrakesch etwa bestrich der französische Maler Jacques Majorelle das Haus und dessen Nebengebäude in diesem Blau, dem Majorelleblau. Krempl hat sich in die Farbe verliebt. Er machte sich drei Monate lang auf die Suche, um eine Farbe von täuschend ähnlicher Leuchtkraft herzustellen. „Aber ich verrat‘ auch nicht, wie es geht“, erklärt er lachend. Für manche ist der Name Günter Krempl schon länger ein Begriff: In den 80er-Jahren rockte er mit der Band „Crample“ als Namensgeber die Regensburger Musiklandschaft. Zwei Platten hat die Band veröffentlicht, bevor sie sich nach etlichen Jahren aufgelöst hat. Zwischenzeitlich hat Krempl seine Möbel selber gebaut und designt – „Schreinergeschichten“, sagt er. Vor acht Jahren hat er seine Designstücke dann auf einen Sockel gestellt und gesagt: „So, das ist jetzt meine Kunst.“ Doch damit an die Öffentlichkeit zu gehen, hat er sich noch nicht getraut. Das geschah erst im Sommer 2019. Der Wirt des Prüfeninger Schlossgartens fragte, ob Krempl nicht etwas Schönes für ihn hätte. Zufällig werkelte er auch gerade an einer 2,5 m hohen Figur. Die stand dann den ganzen Sommer lang dort. Und jetzt, 2020, stellt er im Kunstschaufenster Regensburg in der Speichergasse 2 aus. Bis Ende März kann sich dort jeder kostenlos ein eigenes Bild vom alteingesessenen Neuzugang in der Regensburger Kunstszene machen. Im nächsten Jahr werden seine Werke auf dem Kunstpfad in der Künstlergemeinde Kallmünz zu sehen sein. Mit etwas Glück kommt man dort mit dem weltoffenen und kontaktfreudigen Künstler ins Gespräch. Auch wenn Günter Krempl noch einige Selbstzweifel in Bezug auf seine junge Kunst zu überwinden hat, will er daran nochmal wachsen. Er ist eben ein unverbesserlicher Optimist. (lnw)
„blauer Flitzer“
© Günter Krempl
Die „Nachgefragt“-Reihe
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- 22.05. Auflösung: Was zum Teufel ist das für ein Stollen? (Regensburger Unterwelten)
- 08.05. Was zum Teufel ist das für ein Stollen? (Regensburger Unterwelten)
- 02.05. Schmierer-Welterbestadt Regensburg?
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- 24.01. Martyrium für den Denkmalschutz? Prof. Egon Greipl vom Bayerischen Staat in den Ruin getrieben
- 24.01. Grüne fallen um, Containerdepot ist auf dem Weg
- 24.01. Nach Insiderinfo: Grüne stehen mal wieder vorm Umfallen
- 22.01. Kippt Projekt Containerdepot? CSU will Anwohner und Natur vor Flächenfraß schützen
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- 26.10. Ist zerstörte Natur zu ersetzen? (Flächenfraß in Regensburg, Teil III/III)
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- 23.09. Wolfgang Haarer: Rock ʼnʼ Roll und Eskapaden
- 23.09. Baumkiller „Sportpark Ost“? (Flächenfraß in Regensburg, Teil II/III)
- 19.09. Containerdepot der Bahn sorgt für Protest (Flächenfraß in Regensburg, Teil I/III)
- 13.09. Kunst darf alles – in Regensburg nicht?
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- Endlich Wahlen! – die Kommunalwahl in Regensburg
- Der Bürger will mitreden (Bürger, wehrt Euch!, Teil VI)
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- Erich Gohl: Was schiefgeht, hängt nicht
- Gehört die Stadt den Radl-Rambos? (Bürger, wehrt Euch!, Teil V)
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- Die Stadt mal wieder voll daneben (Bürger, wehrt Euch!, Teil IV)
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Nachgefragt:
- Dauerkarte I: Der Dauergast: Joachim Wolbergs (Korruptionsaffäre)
- Dauerkarte II: Der Abkassierer: Norbert Hartl
- Dauerkarte III: Unger, Unger immer wieder Unger!
- Die Baumpaten und das ökologische Bewusstsein der Stadtzeitung (RKK)
Die RSZ feiert 35-Jähriges! Mehr Artikel aus der Jubiläumsausgabe hier und nachfolgend:
- 1984
- Beamte, Busen, Paragraphen
- Die Goldgräberstimmung
- Schöne und nackte Mädchen
- Kurioses aus dem Anzeigenverkauf
- Der Kunde, der nie mehr kam
- Dauerkarte I: Der Dauergast: Joachim Wolbergs (Korruptionsaffäre)
- Dauerkarte II: Der Abkassierer: Norbert Hartl
- Peter K. und sein geheimnisvolles Buch
- Konservativ und unkonventionell
- Serie I: Regensburg – wie wir wurden, was wir sind
- Serie II: Besondere Plätze in Regensburg
- Das Scharfgericht für die Wirte
- Anekdoten aus 35 Jahren Regensburger Stadtzeitung
- Die Baumpaten und das ökologische Bewusstsein der Stadtzeitung (RKK)
- Serie III: Wie aus einer anderen Zeit
- Die Maulhelden und ihre Bücher
- Serie IV: In aller Herren Länder
- Serie V: Der Jahn von unten
- Die großartige Fußballkarriere der Stadtzeitung
- Die Stadtzeitung im Osten
- Der Mann, aus dem was wurde: Ulrich Lechte
- Die Frau, aus der was wurde: Juliette Greco
- Best-of Profile & Parolen
- Dauerkarte III: Unger, Unger immer wieder Unger!
- In & Out: Rückblick
- Der Veranstaltungsservice: Alles begann mit dem Bürgerfest
- Derblecken à la Regensburg
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- Vom Sommerfest zum Truthahnfest
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- Wirbel um neue Taxi-App (Bürger, wehrt Euch!, Teil III)
- Außen pfui, innen – naja
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- Zwischen Knast und Freispruch (Korruptionsaffäre)
- Und sie schämen sich doch! (Bürger, wehrt Euch!, Teil II)
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- gepostet am: Montag, 02. März 2020