Nachgefragt | Abzocke mit Schimmelware?

Nachgefragt | Abzocke mit Schimmelware?

Schalen voll von genießbarer Ware – nicht bei Denns? (Symbolfoto)

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Wir bekommen eine Info von einer ziemlich aufgebrachten Leserin. Im Biomarkt Denns am Regensburger Rennplatz soll man ihr verboten haben, verschimmelte Erdbeeren in einer Schale gegen frische auszutauschen. Sie solle die verschimmelten Beeren mitkaufen oder eben auf den Erwerb von Erdeeren in diesem Laden grundsätzlich verzichten. Die Kundin zeigte sich angesichts dieser Dreistigkeit fassungslos. Die Stadtzeitung will nun wissen: Welches Geschäftsmodell steckt dahinter?

Bio boomt

Biomärkte wie Denns sind durch eine Philosophie der Nachhaltigkeit und des Tierschutzes groß geworden. Das Bio-Siegel baut dabei auf eine verantwortliche ökologische Landwirtschaft auf und ist durch EU-Richtlinien reglementiert. Und weil sich diese Qualität auch in hohen Preisen niederschlägt, kauft der Kunde viel bewusster ein und zählt im Regelfall zu den Besserverdienenden.

Eine dieser bewussten Kundinnen meldet sich bei der RSZ und erzählt ihre absurde Geschichte: Alle paar Tage kauft sie im Denns im Rennplatzzentrum in Regensburg ein. Heute will sie Erdbeeren in einer Schale kaufen. Verschimmelte, ungenießbare Exemplare tauscht sie dabei gegen gute aus. Ein Mitarbeiter sieht dies und untersagt es ihr mit skurriler Argumentation: Andere Kunden könnten sich benachteiligt fühlen! Sie ist irritiert und zeigt auf die verschimmelte Ware. Der Mitarbeiter aber besteht darauf, dass sie die Schale entweder im Ganzen kaufe oder es lasse.

11,16 € das Kilo für Schimmelware?

Wir sind verwundert. Normalerweise sind Angestellte in Supermärkten bemüht, Schimmelware unverzüglich aus dem Sortiment zu nehmen. Warum also nicht im Denns? Wir haben bei der Denns-Dachorganisation Dennree nachgefragt. Wir wollen unter anderem wissen: Was soll das? Ist das eine Verkaufsmasche, um mit Schimmelware Umsatz zu machen? Warum entfernen die Mitarbeiter ungenießbare Früchte nicht selbst? Ist dieses Vorgehen von der Zentrale vorgegeben oder individuell?

Denns geht in Deckung

Marcel Bork, der für die Denns BioMärkte in Regensburg zuständig ist, hat uns geantwortet. Allerdings weicht er den Fragen eher aus. Er schreibt:

„Wir bei Denns BioMarkt legen großen Wert auf Frische in unserem Sortiment und haben den Anspruch, unseren Kund*innen Bio-Lebensmittel immer in der besten verfügbaren Qualität anzubieten. Das gilt natürlich auch für unsere Bio-Erdbeeren aus garantiert ökologischem Anbau.“

Textbausteine statt Klartext. Mit Textbausteinen geht das Geschwurbel weiter:

„Mehrmals täglich führen unsere auf Sicherheit und Hygiene geschulten Mitarbeiter*innen engmaschige Kontrollen der Waren nach strengen Qualitätsvorgaben und einem strikten HACCP-Konzept durch, insbesondere im Obst- und Gemüsebereich. Damit wird bereits begonnen, bevor die Produkte in die Auslage kommen, um unsere hohen Ansprüche zur Zufriedenheit unserer Kund*innen zu gewährleisten. Produkte, die nicht der Handelsnorm entsprechen, weil sie beispielsweise Schimmelspuren aufweisen, werden selbstverständlich unverzüglich aus dem Verkauf genommen.“

Ach was!

„Gerade bei sehr sensiblen Produkten, wie frischen, naturbelassenen Erdbeeren, die durch häufiges Berühren, bei leichten Druckstellen oder aufgrund der aktuellen sommerlichen Temperaturen auch bei Kühlung im Tagesverlauf zu einem schnelleren Verderb neigen, kann es trotz der engmaschigen Kontrollen vereinzelt vorkommen, dass eine Frucht mit Qualitätseinbußen übersehen wird. Das lässt sich in Schalen, in denen mehrere Beeren übereinander liegen, leider nicht immer zu 100 Prozent ausschließen.“

Ups! Zumindest eine wachsweiche Entschuldigung!

„Wenn das in dem geschilderten Fall dazu geführt haben sollte, dass das Angebot der Bio-Erdbeeren im Markt an diesem Abend nicht den gewohnten Qualitätsansprüchen gerecht wurde, bedauern wir dies außerordentlich und bitten die Kundin um Entschuldigung. Wir sind immer sehr darum bemüht, die Unversehrtheit der Ware über den ganzen Tag hinweg zu gewährleisten. Mit Rücksicht auf andere Kund*innen und im Hinblick auf Hygieneaspekte ist es natürlich nicht unsere Absicht, dass Kund*innen sich dazu veranlasst sehen, selbst auszusortieren. Wir werden den geschilderten Hinweisen mit großer Sorgfalt nachgehen und gemeinsam mit unserem Marktteam erörtern, wo wir weitere Verbesserungen herbeiführen können.“

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Nachlässigkeit oder Masche?

Man sortiere also die Schimmelware mehrmals täglich aus – so die Quintessenz der wortreichen Stellungnahme. Im Prinzip ist laut Zentrale also alles in Ordnung. Man gibt sogar zu, dass es nicht die Absicht sei, „dass Kund*innen sich dazu veranlasst sehen, selbst auszusortieren.“ Aber warum ist es dann passiert? Über die eigentliche Unverfrorenheit, dass die Kundin entweder Schimmelware kaufen soll oder nichts, schweigt Denns verschämt. Vielleicht hat Denns ja beim nächsten Mal ein paar neue Textbausteine parat. Wir werden berichten. (lnw)

 


 

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Die „Nachgefragt“-Reihe

  • gepostet am: Mittwoch, 20. Juli 2022

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