Nachgefragt | Angstraum Bahnhof hautnah

Nachgefragt | Angstraum Bahnhof hautnah

Wie gefährlich ist der Bahnhofs-Park bei Nacht? 

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Seit Jahren verkommt das Regensburger Bahnhofsviertel zum Angstraum. Kein Medium wagte sich an dieses politisch totgeschwiegene Thema heran. 2023 brach die Stadtzeitung das Tabu und nannte schonungslos Ross und Reiter dieser verstörenden Entwicklung. Mittlerweile ist der Angstraum über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt. Polizei- und Medienberichte über Migrantenbanden, Drogendealer und Vergewaltiger machen die Runde. Die Kriminalstatistik schießt in die Höhe, in den Bahnhofsgeschäften berichten Kaufleute von Massen an ausländischen Dieben, vor allem aus den sog. Maghreb-Staaten. Die Polizei verspricht Besserung. Unser Redakteur war vor Ort, um sich selbst ein Bild zu machen.


Es ist 22 Uhr im Regensburger Bahnhofsviertel am ersten Mai 2024, Feiertag. Es ist dunkel. Am Busbahnhof warten noch vereinzelt Leute auf ihre Busse, andere trinken Bier. Einige davon sind vermutlich Junkies oder Alkoholiker. Einer macht mich auf ein Kabel aufmerksam, das aus meiner Kameratasche herauszufallen droht. Etwa jeder Zweite, dem ich begegne, spricht arabisch. Einige arabisch Aussehende wiederum (vor allem Jugendliche) sprechen deutsch, manchmal auf Muttersprachenniveau.

2Der Busbahnhof – Treffpunkt für Junkies und Alkoholiker?
Bild: © lnw

Ich gehe weiter zum Schwammerlpark. Wo in den letzten Wochen und Monaten immer wieder Polizei oder Ordnungsamt mit ihren Bussen Präsenz gezeigt haben, ist heute niemand. Im Vergleich zum Busbahnhof sind hier kaum Leute. Am Obelisken, wo es stockdunkel ist, höre ich eine Gruppe von Menschen auf einer Parkbank feiern – vermutlich Jugendliche. Der Weg zwischen Albertstraße und Petersweg ist ausgeleuchtet. Ich begegne kleineren Gruppen von Menschen, hin und wieder laufen junge Frauen alleine durch den Park – von einem Angstraum kann man heute nicht sprechen. Eine junge europäisch aussehende Frau aus einer Gruppe sagt zu mir im Vorbeigehen: „Idi Nahui“ (ein inflationär verwendeter russischer Begriff für „verpiss dich“). Bevor ich etwas erwidern kann, sagt sie „Tschuldigung“ und geht weiter. Entweder Jugend-Tourette oder einfach nur betrunken. 

2Das Milchschwammerl in der Fürst-Anselm-Allee bei Nacht – Symbol des Angstraums Bahnhof.
Bild: © lnw

Danach gehe ich zum Hauptbahnhof. Vor dem Eingang sehe ich zum ersten Mal eine Streife: eine Polizistin und ein Polizist. Im Bahnhofsgebäude ist alles ruhig; ein paar Leute sitzen auf den Bänken und warten auf ihre Züge. Ich gehe über die Überführung, dann über den Steg an den Arkaden entlang. In einer Nische liegt ein Mann und schläft. Ich gehe weiter und sehe, wie gerade ein Obdachloser gegen die Bushaltestelle uriniert. Es ist 23 Uhr.

2An diesem Ort stand oft ein Bus von Polizei oder Ordnungsamt. Heute zeigt die Polizei keine Präsenz.
Bild: © lnw

Außer einigen schrägen Szenen konnte ich heute nichts Beunruhigendes beobachten. Alles ging mehr oder weniger gesittet und friedlich zu. Am nächsten Tag müssen die meisten ja wieder arbeiten. Oder hat die Polizei das Bahnhofsviertel wieder im Griff? Klar – es geht auch anders: Vor einer Woche wurde um diese Zeit ein 20-jähriger ANKER-Bewohner am Busbahnhof mit einem Messer am Bein verletzt. Täter: „Südländisches Aussehen“, so die Polizei.

2Der Ausländeranteil am Busbahnhof ist hoch.
Bild: © lnw

Am Bahnhof gibt es viele Ausländer und hier begehen mehr Ausländer Straftaten als Deutsche: 2023 waren von 605 Tatverdächtigen 253 deutsch und 352 nicht deutsch. Auf die Regensburger Bevölkerung heruntergebrochen, sind Ausländer mehr als fünf Mal so häufig als Tatverdächtige aufgeführt als deutsche Staatsangehörige. Aber diese Rechnung geht nicht ganz auf, weil z.B. auch Touristen als ausländische Tatverdächtige gehandelt werden. Das soll auch alles nicht darüber hinwegtäuschen, dass die überwältigende Mehrheit der Ausländer friedlich ist, wie heute, und gar nicht straffällig wird. Aber wie es hier am Wochenende aussieht, ist eine andere Frage. (lnw)

 


Was sagt die Polizei?

Aus polizeilicher Sicht ist aktuell eine Tendenz der Verbesserung zu erkennen. Nichtsdestrotrotz wird die Polizei die Präsenz vor Ort weiter hoch halten. Außerdem werden die bereits umgesetzten und geplanten Maßnahmen insbesondere das Maßnahmenpaket der behördenübergreifenden Arbeitsgruppe ‚Gemeinsam stark für Regensburg‘ weiter vorangetrieben. Beispielsweise kann an dieser Stelle die Ausweitung der Videoüberwachung am Bahnhof angeführt werden.

(Pressestelle Polizeipräsidium Oberpfalz)

 

Was sind Ihre besten und schlimmsten Erfahrungen im Regensburger Bahnhofsviertel? Schreiben Sie uns unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Wir eröffnen an dieser Stelle ein kleines Forum für Erfahrungsberichte.

 


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