Nachgefragt | Drogengeschäfte am Schwammerl – Ordnungsdienst schaut zu!

Nachgefragt | Drogengeschäfte am Schwammerl – Ordnungsdienst schaut zu!

Die drei Dealer von der Allee.

Arbeitsverweigerung der kommunalen Ordnungshüter?
Stadt mit dürftiger Erklärung

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Unfassbare Ignoranz in der Fürst-Anselm-Allee beim Milchschwammerl: Drei Drogendealer wollten vor den Augen von Mitarbeitern des Kommunalen Ordnungsservices (KOS) Drogen an den Mann bringen. Das sind übrigens die Leute, die ganz schnell mit Verboten bei der Hand sind, wenn Freisitze nicht genau den städtischen Vorschriften entsprechen. Doch die Rauschgift-Geschäfte vor ihrer Nase kümmerten sie überhaupt nicht. Zunächst jedenfalls ...

Was war geschehen? Ein im Norden des Freistaats tätiger Journalist (58) spazierte letzten Freitag gegen 15 Uhr durch die Allee.

„Beim Obelisken sah ich zwei Autos des Ordnungsamtes stehen, einen Skoda und einen VW-Bus“, sagt er. „Ich hatte ja schon davon gehört, dass dort ein Brennpunkt in Regensburg ist, dachte mir, da werden jetzt wohl Kontrollen sein.“

Von wegen! Der Mann ging weiter, bog nach dem Kepler-Denkmal rechts Richtung Ernst-Reuter-Platz ab. An einer Parkbank kamen drei arabisch anmutende Männer auf ihn zu. Er zur Stadtzeitung: „Alle um die 25, einer fragte mich: ‚Brauchst du Stoff? Wir haben alles, was du willst.‘“ Ein klares Angebot zum Erwerb von Drogen! „Ich antwortete ihm: ‚Nein, aber du wirst gleich was brauchen‘“, so der Redakteur weiter.

Schnurstracks sei der Mann zu den 50 Meter entfernt parkenden Autos der Ordnungshüter gelaufen. „Ich klopfte an die Scheibe, eine Beamtin ließ sie herunter. Ich erzählte ihr, was passiert war, zeigte ihr die Leute und sagte noch: ‚Ich dachte nur, es könnte Sie interessieren, wenn mir freiweg Drogen angeboten werden.‘“

Was er dann zu hören bekam, war für ihn unglaublich: „Die Dame meinte, ich solle ihr nicht sagen, wie sie ihre Arbeit zu tun hätte. Die Polizei werde sich schon darum kümmern. Sie machte die Scheibe hoch und blieb im Auto sitzen.“

Der Mann konnte es nicht glauben: Wollte die Besatzung – neben der Frau saß noch ein ebenfalls uniformierter KOS-Mitarbeiter – tatsächlich einen rechtsfreien Raum mitten in Regensburg dulden, in dem am helllichten Tag Drogen verhökert werden? Denn sie hatte ihm ja eben klar zu verstehen gegeben, dass sie nicht tätig werden würde.

2Die Fahrzeuge des Ordnungsamts beim Schwammerl.
© Bild: ssm

Der Mann klopfte abermals an die Scheibe und gab sich als Journalist zu erkennen.

„Jetzt interessiert es mich vielleicht auch beruflich“, so habe er gesagt, „Bitte erklären Sie mir noch einmal, warum Sie nicht tätig werden.“

Plötzlich sei die Frau nicht mehr so herablassend, sondern eher hektisch gewesen. „Sie hat mir gesagt, dass die Allee ein Brennpunkt in Regensburg sei, dass nur die Polizei Kontrollen durchführen dürfe, dass dabei ja auch etwas gefunden werden müsse und dass sie jetzt sofort die Polizei verständigen würde.“

Die Stadtzeitung fragt wegen des seltsamen Verhaltens der KOS-Leute bei der Stadt nach. Stadtsprecherin Katrin Butz schreibt in ihrer Antwort von einem „abgesprochenen Einsatz“ zwischen Ordnungsdienst und Polizei, „bei dem auch Hinweise von Bürgern entsprechend der gemeinsamen und vorher festgelegten Einsatztaktik“ behandelt würden – „auch wenn das im Einzelfall den (definitiv falschen!) Eindruck hinterlassen mag, man gehe der Sache nicht nach.“

Im Übrigen habe die KOS-Dame völlig korrekt gehandelt. Butz: „Die Mitarbeiterin hat ein sofortiges Einschreiten mangels Berechtigung zur Verfolgung von Straftaten und hierfür in ausreichender Weise zur Verfügung stehender Eingriffsbefugnisse völlig zu Recht abgelehnt.“

Doch das ist falsch: Denn Mitarbeiter eines kommunalen Ordnungsdienstes dürfen zwar niemanden festnehmen und sind keine Strafverfolger. Aber sie dürfen Personalien feststellen, Verdächtige bis zum Eintreffen der Polizei festhalten und auch Platzverweise erteilen.

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Die KOS-Streife hätten also sehr wohl einschreiten dürfen. Sie hätte mindestens die Identitäten feststellen und die Personalien festhalten können. Und entweder sofort oder beim wiederholten Auffallen einen Platzverweis aussprechen können.

Um dann gegebenenfalls von den höheren Behörden auch das anwenden zu lassen, was den Klimaklebern stets widerfährt: Ingewahrsamnahme, weil damit zu rechnen ist, dass erneut Straftaten verübt werden. Wer ein paar Wochen im Knast sitzt, denkt vielleicht darüber nach, ob er wieder Drogen in der Allee verkaufen will.

Butz schreibt weiter: Eine Begründung für ihr Verhalten sei die Mitarbeiterin, „zumal bei laufendem Einsatz, nicht schuldig“ gewesen.

Einen laufenden Einsatz hat es tatsächlich gegeben – ein Polizeisprecher bestätigt, dass die Polizei vom KOS von dem Vorfall unterrichtet wurde. Doch der Journalist ist sicher, dass das nichts passiert wäre, hätte er nicht nachgehakt.

Festgenommen wurde bei dem Einsatz übrigens niemand. Der Polizeisprecher: „Wir haben großes Interesse daran, hier die Drogengeschäfte zu unterbinden. Doch die durchgegebene Beschreibung war zu dürftig, als dass jemand hätte festgestellt werden können.“ Dabei befanden sich die Drogendealer in absoluter Sichtweite der Ordnungsdienstleute.

Da stellen sich nun einige Fragen. Die erste: Was für Menschen arbeiten beim KOS, sind sie für ihren Job überhaupt ausreichend qualifiziert und charakterlich geeignet?

Die zweite: Haben die KOS-Leute in diesem Fall durch ihre anfängliche Untätigkeit nicht verhindert, dass Drogendealer aus dem Verkehr gezogen hätten werden können? Zumal der Kronzeuge noch vor Ort war und das Trio mit seinen Angaben hätte überführen können.

Die dritte: Warum ging es 2019 beispielsweise ganz schnell, die hochwertigen Freisitze vor dem Hofbräuhaus sperren zu lassen, während bei kriminellen Machenschaften an einem absoluten Brennpunkt nicht eingeschritten wird?

Und die vierte und wichtigste: Wenn angeblich abgesprochene Einsätze beim KOS so ablaufen wie dieser, ist es dann ein Wunder, dass sich in der Fürst-Anselm-Alle nichts ändert und die Grünanlage beim Schwammerl fest in der Hand von Drogen-Gangs bleibt? (ssm)

 


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