Nachgefragt | Burgweintinger Kleinkriegsposse gegen Vierbeiner

Nachgefragt | Burgweintinger Kleinkriegsposse gegen Vierbeiner

Auf dieser Fläche soll eine 30 x 50 m große Hundewiese entstehen.


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Hundebesitzer und Stadt sind sich einig: Burgweinting braucht eine Hundewiese. Anwohner wollen das ausdiskutierte und beschlossene Projekt wieder kippen. Muss das sein?

Hundewiese „Villa Rustica“ floppt

Das Projekt Hundewiese steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Ende 2021 wird die Hundewiese bei einer Bürgerversammlung beantragt. Grund: Die Hundedichte in Burgweinting und Harting habe zugenommen; wegen der Leinenpflicht sei die Sozialisierung von Hunden untereinander gestört. Der Antrag wird vom Stadtrat genehmigt. Auf dem Gelände des „Villa Rustica“-Bodendenkmals, wo sich Überreste eines römischen Landhauses finden, wird eine Hundewiese ausgewiesen. Das kostet die Stadt nichts, weil das Gelände schon von einer niedrigen Hecke umfriedet ist und es somit keine Umzäunung braucht. Nur Spender und Mülleimer für Hundekotbeutel werden aufgestellt.

Bürgermeister Artinger sucht Gespräch mit Bürgern

11 Umweltbürgermeister Ludwig Artinger zeigt sich bürgernah.

Es regt sich Kritik: Das könne man der antiken Stätte nicht zumuten, man wolle keine freilaufenden Hunde in der Nähe des Spielplatzes (die Hecke hält keinen Hund zurück), möglicherweise rennen Hunde mit natürlichem Jagdtrieb sogar in den Wald und wildern. Auf einer Begehung setzt sich Umweltbürgermeister Ludwig Artinger mit den Bedenken der Hundebesitzer und Anwohner auseinander. Man kommt überein, dass die Hundewiese 50 m weiter verschoben, mit einem Stabmattenzaun umgrenzt und mit Bänken für die Hundebesitzer ausgestattet wird. Das soll nun im Frühjahr 2023 geschehen.

Kurz vor knapp: Leute sind unzufrieden

In einem offenen Brief an Stadt und Medien fechtet eine Gruppe von Menschen, die ihren Namen zwar angeben, aber in den Medien nicht namentlich genannt werden wollen, das Projekt Hundewiese noch einmal an: Viele Anwohner und Hundebesitzer hätten sich gegen die Fläche ausgesprochen. Bürgermeister Artinger sei nicht auf die Bedenken der Anwohner eingegangen und weiche jeder Diskussion aus. Der Lärm durch Gebell in der Nähe der Wohnbebauung werde zunehmen. Die Bänke würden dazu verleiten, den Ort als Partylocation zu nutzen. Außerdem werde es mehr Ärger durch Falschparker geben. Man solle das Vorhaben an einen anderen Ort verlegen oder ad acta legen.

2Die kleine Hecke um das „Villa Rustica“-Gelände kann keinen Zaun ersetzen.
© Lukas N. Wuttke

Initiatorin: Das stimme alles nicht

Anwohnerin und Hundebesitzerin Ines Bauer, die diese Hundewiese für Burgweinting Ende 2021 beantragt hat, sagt: „Erhöhter Lärmpegel durch Hundegebell wird sich in minimalen Grenzen halten. Bellen tut letztendlich nur ein aggressiver oder ängstlicher Hund, kein sozialisierter Hund. Diese eingezäunte Wiese bietet die Möglichkeit der soliden Sozialisierung von Hunderassen aller Couleur. Bei vergleichbaren Hundewiesen wird eher geschnuffelt, gespielt und gerannt. Überhaupt ist die Fläche weit entfernt von Anwohnern und getrennt durch eine breite, abgeböschte Hecke. Und direkt nebenan ist ein Kinderspielplatz, wo Kinder laut spielen. Zu den Falschparkern: Die gibt es jetzt schon. Es ist aber Sache der Polizei, mit der Hundewiese hat das erstmal überhaupt nichts zu tun. Und Partys machen Jugendliche überall, wo es ihnen gefällt. Dafür braucht es keine Bänke, die ja sowieso bereits auch am Kinderspielplatz bzw. im ganzen Römerpark aufgestellt sind. Das hat auch mit einer Hundewiese nix zu tun. Dass Bürgermeister Artinger der Diskussion ausweicht, stimmt nicht. Er hat sich auf der Begehung alles erzählen lassen. Da hat man sich ausgetauscht und auch diskutiert. Dort haben sich zwar Viele gegen den Standort ‚Villa Rustica‘ ausgesprochen – das ging auch völlig am Thema vorbei –, aber nicht gegen eine eingezäunte Hundewiese. Der Ort ist mehr oder weniger die einzige Möglichkeit, weil alle anderen Grünflächen von der Stadt als ökologische Ausgleichsflächen ausgewiesen sind und deshalb nicht benutzt werden dürfen. Ich weiß nicht, warum man jetzt diesen Kleinkrieg anzettelt. Die allermeisten Leute sind zufrieden, nur ein paar wenige stellen sich auf einmal quer.“

Die Sache ist durch

Dieses Mal hat die Stadt viel richtig gemacht. Zuerst wollte sie den bequemsten Weg gehen und ohne Aufwand das „Villa Rustica“-Gelände zur Hundewiese umfunktionieren. Aber der Bürger hat sich gewehrt und Bürgermeister Artinger hatte ein offenes Ohr für Kritik. Bravo! Ob die wenigen Hardliner mit ihren Bedenken recht behalten, bleibt abzuwarten. Nüchtern betrachtet, scheint Regensburg jedoch um eine sinnvoll platzierte Hundewiese reicher zu werden. (lnw)

 


Die „Nachgefragt“-Reihe

  • gepostet am: Mittwoch, 01. Februar 2023

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