Nachgefragt | Die Süddeutsche Zeitung krankt – an Auflage und Qualität

Nachgefragt | Die Süddeutsche Zeitung krankt – an Auflage und Qualität

Talfahrt der SZ und des Süddeutschen Verlags dauert schon seit einem Jahrzehnt an

Sie war mit ihrem „Streiflicht“ oft genug Gegenstand und Mustervorlage im Deutsch-Unterricht der Oberstufe, wenn es um die Analyse von Texten ging. Ihre Seite-3-Reportagen zeugten von Format, sie wurde 2005 bei einer Umfrage unter Journalisten als das deutsche Leitmedium bezeichnet, noch vor dem „Spiegel“. Das ist gut ein Jahrzehnt her. Seitdem geht es bergab mit der Süddeutschen Zeitung. Die Folge ist ein kaum zu leugnender Qualitätsverlust.

Medienwissenschaftler, Verleger und Redakteure sind einer Meinung: Die Zeitungsbranche in Deutschland hat seit der Jahrtausendwende mit ihrer wohl größten Krise zu kämpfen. Rückläufige Werbeumsätze, dazu als journalistische Konkurrenz immer mehr digitale Informationsquellen - Tageszeitungsverlage müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie mit ihrem Kerngeschäft noch genügend Menschen erreichen und ob sie auch wirklich wirtschaftlich gesund sind. Manche Verlage reagieren auf diese Herausforderung ebenso kreativ wie innovativ. Und manche eben nicht.

Dramatischer Einbruch um bis zu 60 Prozent bei der Süddeutsschen Zeitung

Besonders hart traf es die am 6. Oktober 1945 gegründete Süddeutsche Zeitung. Ein geradezu dramatischer Einbruch der Werbeeinnahmen um bis zu 60 Prozent wurde vermeldet, der Betriebsrat sprach sogar von bis zu 60 Millionen Euro, die von einem auf das andere Jahr fehlten.
2004 wurde wegen der wirtschaftlich angespannten Lage der Abbau von 1000 der 5000 Stellen beim Süddeutschen Verlag beschlossen. Lokalausgaben wie die eben erst installierte NRW-Ausgabe wurden eingestellt. Die breite und qualitativ wertvolle journalistische Vielfalt wurde dadurch nicht zwangsläufig gefördert.

Die Familien verkaufen ihr Tafelsilber

2008 schließlich kam der große Einschnitt. Die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH), bislang Minderheitsgesellschafter, kaufte den Verlegerfamilien den "Süddeutschen Verlag" ab, über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Angeblich gab es Gebote von einer Milliarde Euro; die SWMH hatte zuvor erfolglos ein Angebot von 470 Millionen abgegeben, das schließlich erfolgreiche soll laut eigenen Angaben deutlich darüber gelegen haben.

Doch auch der neue Eigentümer konnte den Sinkflug der SZ nicht stoppen. Die Auflage, die einst mit 440.000 Exemplaren angegeben wurde, fiel laut IVW-Prüfung nahezu konstant und drastisch auf zuletzt rund 358.000 im dritten Quartal 2016. Die Folge: Die SWMH strich ebenfalls Stellen, 70 Arbeitsplätze in der Verwaltung vielen schon kurz nach dem Erwerb des Verlages weg, 2010 mussten lauf "The European" auch Redakteure und Redaktionssekretärinnen gehen. Das Internetportal zitiert den Konzernbetriebsrat Harald Pürzel: "Damit ist die Grenze der Qualitätsgefährung erreicht."
Altersteilzeit, Einstellungsstopp und Nichtbesetzen freiwerdender Stellen blieben weiter ein vertrautes Thema, Außenredaktionen sind zwischenzeitlich zum Teil Ein- und Zweimannbetriebe. Folgt man der Einschätzung Pürzels, ist damit aber die Qualität nicht mehr nur gefährdet, sondern schon lange beschädigt - und das zeigt sich offensichtlich auch am Auflagenschwund. Die Leser wollen wohl in großem Maße das Blatt nicht mehr, das ihnen inden letzten Jahren vorgesetzt wurde.

Sorgen Einheitsbrei und Arroganz für den Sinkflug der Süddeutschen Zeitung?

Der Verlust von Reichweite trifft einige der Branche, die SZ steht gewiss nicht allein da. Ein Minus von rund 20 Prozent indes ist doch ein stattliches. Woran liegt dieser immense Einbruch, der seit Jahren anhält?

Im Internet finden sich Erklärungsansätze in Leserkommentaren: "Es sind halt immer weniger Leser an den quälenden links-grünen Ergüssen der political correctness eines Heribert Prantl interessiert." Oder: "Der Einheitsbrei von Berichterstattung zwingt zu solchen Ergebnissen." Auch in Regensburg beklagen Leser bisweilen den Schwund gründlicher Recherche und ausgewogener Berichterstattung und beobachten die Nähe zu seltsamen Gruppierungen. Das mögen noch Einzelmeinungen sein, die sich allerdings gerade in letzter Zeit häufen. Geht man auf Ursachenforschung, stößt man auch im Kollegenkreis immer wieder auf ein Wort: Arroganz! Ist also ein Auftritt der Redaktion am Reputationsverlust nicht ganz unbeteiligt, den man durchaus als arrogant bezeichnen könnte?

2012 sollte die SZ den Henri-Nannen-Preis für eine ausgezeichnete Rechercheleistung bekommen - zusammen mit zwei "Bild"-Redakteuren. Doch die Journalisten um Hans Leyendecker lehnte ab: Sie wollte nicht mit "Bild" auf einer ebene stehen. Die elitäre Linke jubelte, die breite Masse schüttelte den Kopf. "Feige, oberpeinlich, übereitel und kaputt", so titelte der Branchendienst "media".
Denn über verschiedene Berichterstattungen und Vorgehensweisen des Springer-Flaggschiffs lässt sich gewiss trefflich streiten, doch bei der Aufdeckung der Affäre um Ex-Bundespräsident Christian Wulff und dessen jämmerlichen und zum Glück gescheiterten Versuch der Einflussnahme auf die unabhängige Presse hat nun mal "Bild" eine tragende Rolle gespielt. Dies in einem Anflug von grenzenloser Überheblichkeit nicht anzuerkennen, brachte der Süddeutschen in der Öffentlichkeit nur wenig Sympathien ein und war auch im eigenen Hause nicht unumstritten...

Wertverlust von 63 Millionen bei der SZ

Vor allem sorgte das nicht für eine wirtschaftliche Blüte bei den Verlagseignern, die laut "European" einen Kredit von 300 Millionen aufnehmen mussten, um den Deal mit der SZ einzufädeln. Mit einem hohen Preis, der damals "aus Prestigegründen" gerne bezahlt wurde, mittlerweile aber keineswegs als angemessen angesehen wird. Die Zahlen der letzten Jahre sind eindeutig: So berichtete "journalist.de" für 2013 bei der SWMH von einem Konzernjahresfehlbetrag von 71,4 Millionen. Der wird auf den Schuldendienst für den Kauf des Süddeutschen Verlags zurückgeführt, für den sich der Konzern sogar von Beteiligungen an Radiosendern und Verlagshäusern trennte. Der Deutsche Journalistenverband spekuliert, die SWMH habe den Münchner Zeitungsverlag ("Münchner Merkur") und den Zeitungsverlag Oberbayern abgestoßen, weil sie Geld zur Bedienung der Bankkredite brauchte.

Für 2014 meldet Focus online einen Verlust von 3,9 Millionen Euro und, viel bemerkenswerter, eine Abstufung des Firmenwertes des Süddeutschen Verlages um 63 Millionen Euro! Das Portal über den erheblichen Wertverlust: "So einen drastischen Schritt nehmen Gesellschafter nur vor, wenn sich die künftigen Geschäftsaussichten eines Konzernbereichs eintrüben." Kress.de schreibt sogar von einem minus von 5,4 Millionen Euro.

Schlechte Aussichten: Das Minus bleibt

Der Branchendienst beziffert zudem das SWMH-Ergebnis für 2015: Wieder Miese, diesmal sogar 14,1 Millionen Euro! Die Kress-Erklärung für die schlechte Bilanz ist kein Kompliment für die "Süddeutsche": "Das negative Ergebnis hängt wesentlich damit zusammen, dass der Konzern den Kauf des Süddeutschen Verlages 2008 noch nicht verdaut hat. Hohe Abschreibungen und Zinszahlungen für den aus heutiger Sicht überteuerten Deal belasten das Ergebnis seit Jahren." Und der European hatte zuvor schon erkannt: "Bei der SZ herrscht die nackte Angst. Die Zeitung [...] vermag nicht mehr zu überraschen. Die SWMH hat sich offenbar übernommen."

Focus online berichtete im März 2016, dass trotz aller Einsparungen "Gesellschafter in erheblichem Maße zubuttern mussten." Angeführt werden 60 Millionen Euro an Gesellschafterdarlehen, die nötig gewesen sein sollen, um Bankdarlehen abzulösen. Auch bei Anteilseignern "wächst die Kritik, weil seit dem Kauf des Süddeutschen Verlages keine Dividenden mehr gezahlt wurden."

Das lange Zeit vernachlässigte Internet ist bislang offenbar auch noch keine einträgliche Einnahmequelle. Hartnäckig hält sich das Gerücht, trotz aller verzweifelter Versuche mit einer Bezahlschranke nach beschränkter kostenloser Nutzung sei das Online-Angebot auch wegen hausgemachter Fehler (über die zeitlich begrenzte Kommentarfunktion zwischen 8 und 19 Uhr lachte die gesamte Branche) weiterhin ein Zuschussgeschäft.

Was aber bleibt? Die Gesetzmäßigkeiten des Geschäfts, also ein noch größerer Sparzwang beim Minusgeschäft SZ, doch dadurch wird auch die Qualität der Berichterstattung noch weiter sinken. Und irgendwann mag dann gar keiner mehr das Blatt lesen. Im Raum Regensburg beispielsweise dümpelt die Auflage inzwischen auf dem Niveau einer ambitionierten Schülerzeitung.

(Heinz Karl)

Zum Verständnis des folgenden E-Mailverkehrs sollten die Leser der Regensburger Stadtzeitung einige Hintergründe kennen. Diese hier in aller Kürze:

Seit Monaten diffamiert ein stadtbekannter Regensburger Blogger den Herausgeber der Regensburger Stadtzeitung abwechselnd als „PEGIDA-Peter“, Adolf Hitler oder als ans Kreuz genagelten Jesus. Zwischenzeitlich ist der Generalstaatsanwalt in Nürnberg mit diesem Fall von Beleidigung befasst.

Schon in der Vergangenheit fiel Insidern immer wieder auf, dass es offensichtlich eine dubiose Verbindung zwischen dem linken Blogger und dem für Regensburg zuständigen Lokaljournalisten der „Süddeutschen Zeitung“, einem gewissen Andreas Glas, zu geben scheint. Jedenfalls ähnelte die Berichterstattung von Andreas Glas über diverse Regensburger Themen der des Bloggers so frappant, dass Kenner der Szene an einen Zufall nicht mehr glauben wollen. Auffällig auch: Eine eigene Rechercheaktivität von Andreas Glas bei besagter Berichterstattung war über weite Strecken offensichtlich nicht erkennbar. So unterblieben nach Informationen der Regensburger Stadtzeitung Quer- und Gegenrecherche in einigen Fällen dem Anschein nach sogar gänzlich. „Abschreiben“ statt recherchieren also? Ein böser Verdacht! Denn unreflektiertes sich Stützen auf eine einzige Quelle gilt in der Branche als mit dem Begriff „Qualitätsjournalismus“ nicht zu vereinbarender Dilettantismus!

Zur Aufhellung einiger Hintergründe stellte die Regensburger Stadtzeitung bzw. deren Verleger und Herausgeber Peter Kittel deshalb dem SZ-Redakteur Andreas Glas einige Fragen. Doch die Antworten blieben aus. Damit sich unsere Leser trotzdem ein Bild von der Arbeitsweise der „Süddeutschen Zeitung“ zumindest hier in Regensburg machen können, entschloss sich die Redaktion zu einem für die Zeitungsbranche wohl bislang noch nicht dagewesenen Schritt: Die Regensburger Stadtzeitung veröffentlicht an dieser Stelle den E-Mail-Verkehr zwischen dem RSZ-Herausgeber Peter Kittel und Andreas Glas! Aus rechtlichen Gründen werden die Einlassungen von Andreas Glas nicht im Wortlaut, sondern sinngemäß wiedergegeben. Ferner wurden die exakten Adressfelder aus Datenschutzgründen weggelassen. Möge sich der Leser nun selbst ein Bild machen!

Von: Glas, Andreas. Gesendet: Mittwoch, 02. November 2016 17:21 Uhr

Von: Glas, Andreas
Gesendet: Mittwoch, 02. November 2016 17:21 Uhr
An: Regensburger Stadtzeitung


In dieser E-Mail teilt Herr Glas Herrn Kittel mit, dass er gerne mit ihm persönlich sprechen möchte, weil „Sie mich wiederholt in Ihrer Stadtzeitung erwähnt haben.“* 1 (*1 siehe Anmerkung Redaktion S.14) Glas teilt Peter Kittel ferner mit, „für die SZ möchte ich über den Streit berichten, den Sie und Stefan Aigner zurzeit öffentlich austragen.“ Ferner meint Andreas Glas, dass es besser sei, vorher miteinander zu reden, bevor man übereinander schreibe.

Es folgt folgender Fragenkatalog mit der Bitte um Beantwortung bis 14.30 Uhr des folgenden Tages.

1. „Herr Aigner ist offenbar der Meinung, dass Ihre Beschwerde beim Presserat, der Strafantrag und Ihre Berichterstattung zu seiner Person lediglich persönlich motivierte Angriffe sind und nur dem Zweck dienen, Herrn Aigners Ruf und dem Ruf seines Nachrichtenportals zu schaden. Was antworten Sie darauf?
2. In diesem Zusammenhang: Welches Ziel verfolgen Sie a) mit Ihrem Strafantrag und b) mit Ihrer Berichterstattung über Stefan Aigner?
3. Herr Aigner vermutet offenbar auch, dass es ein gemeinsames Interesse von Ihnen und dem Regensburger Wochenblatt gibt, ihm zu schaden. Inwiefern trifft dies zu?
4. Welche Motivation vermuten Sie wiederum, wenn Herr Aigner Sie z.B. als „Pegida-Peter“ bezeichnet oder auf Facebook Fotomontagen veröffentlicht, auf denen Sie abgebildet sind?
5. Weshalb halten Sie Ihre Fotomontage Barschel/Wolbergs für in Ordnung, aber die in 4.) erwähnte Fotomontage von Herrn Aigner für juristisch problematisch?“ 

Von: RSZ. Gesendet: Donnerstag, 3. November 2016 14:27

Von: Glas, Andreas. Gesendet: Montag, 7. November 2016 12:50

Von: RSZ. Gesendet: Montag, 7. November 2016 17:18

Von: RSZ. Gesendet: Donnerstag, 10. November 2016 16:53

Von: RSZ. Gesendet: Montag, 28. November 2016 14:33

Von: RSZ. Gesendet: Montag, 28. November 2016 14:33

Über den Fortgang der Ereignisse werden wir berichten.

rsz in out sueddeutsche

 


 

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